Psychoanalyse

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Grundlagen

  • Sigmund Freud (1856-1939)
  • Wissenschaft: Theorie über unbewusste psychische Vorgänge
  • Methodik: Untersuchung menschlichen Erlebens, Denkens und Verhaltens und deren unbewusster, d.h. dem Ich nicht ohne weiteres bewusst zugänglicher Bedeutungen
  • Therapie: aufdeckendes Behandlungsverfahren
    • Ziel: vertieftes Verständnis der ursächlichen (meist unbewussten) Zusammenhänge seines Leidens
    • Patient: liegt auf Couch, freies Assoziieren
    • Therapeut/Analytiker: Haltung "gleichschwebender Aufmerksamkeit", teilt "Deutungen" mit, insbesondere Übertragungsanalyse, Traumanalyse, Analyse von Fehlleistungen

Theorie

  • heute: vier Hauptrichtungen der Psychoanalyse
    1. Triebtheorie (Sigmund Freud)
    2. Ich-Psychologie (Heinz Hartmann)
    3. Objektbeziehungstheorie
    4. Selbstpsychologie (Heinz Kohut)

Traumatheorie

  • (Frühphase): zentrale Rolle kindlicher (sexueller) Traumatisierung
  • Therapie: Erinnerung und Bewusstmachung des traumatisierenden Übergriffs → Patient passiv, "Opfer" (real?); später faktische Unnachweisbarkeit behauptet

Triebtheorie ("Dynamik")

  • "Kehre" in Freuds Denken, Abkehr von der Traumatheorie, Wechsel zu triebtheoretisch argumentierendem Ödipus-Modell: Anerkennung der infantilen Sexualität als ödipales Begehren → Patient aktiv, "Täter" (der Phantasie)
  • Trieb ("Psychodynamik")
    • Ursache: körperlicher Spannungszustand biologisch/somatischer Natur, nicht weiter spezifizierbar (→ Biologie)
    • Impuls/Drang: Begierde, mit der sich die Triebhandlung vollzieht; z.B. Hunger = Ernährungs-Drang
    • Objekt: worauf sich die Triebhandlung richtet
    • Ziel: Befriedigung des Dranges, "Triebabfuhr"
  • Formen:
    • Primärtriebe: Lebens-, Art- und Selbsterhaltung → Nahrung, Wasser, Sauerstoff, Ruhe, Sexualität, Entspannung
    • Sekundärtriebe: Anerkennung, Sicherheit
    • Lebenstrieb (Eros), Todestrieb (Thanatos)
    • Triebenergie: Libido, Lustprinzip

Strukturmodell der Psyche ("Topik")

  • 1. Modell: 3 Systeme → Bewusstes, Unbewusstes, Vorbewusstes
  • 2. Modell: 3 Instanzen: Ich, Es, Über-Ich

Es

  • unbewusste Struktur, psychische Repräsentation der Triebe, Bedürfnisse, Affekte
  • Lustprinzip (hedonistisch) → unmittelbare Befriedigung
  • psychisch zuerst entstanden, teilweise angeboren
  • Triebimpulse → Reaktion der Umwelt → Gefühle, Bedürfnisse

Ich

  • bewusstes Denken, Wahrnehmen, Gedächtnis, Selbstbild, "Selbstbewusstsein",
  • aber auch viele unbewusste Anteile, z.B. Abwehrmechanismen
  • Vermittler zwischen Es, Über-Ich und Außenwelt
  • Realitätsprinzip → prüft, ob Gelegenheit zur Triebbefriedigung da ist
  • Entstehung in ersten vier Lebensjahren → "frühes Ich", vorsprachlich/unbewusst, "Wer bin ich?", "Was kann ich?"

Über-Ich

  • soziale Normen, Werte, Gehorsam, Moral, Gewissen, "Ich-Ideal"
  • verinnerlichte Werte der Gesellschaft, insbesondere der Eltern
  • Moralitätsprinzip → prüft, ob etwas "gut" oder "schlecht" ist und kritisiert
  • Schuldgefühle → Mißachtung der Gebote/Verbote des Über-Ichs

Entwicklungspsychologie

  • Phasen mit besonderen thematischen Schwerpunkten
  • besonders prägend: frühe Phasen → pathologische Entgleisungen durch erhöhte Vulnerabilität und/oder inadäquates Milieu
  • Libidoentwicklung:
    • orale Phase (1. Lebensjahr)
    • anale Phase (2.-3. Lebensjahr)
    • phallische Phase (4.-5. Lebensjahr) → Ödipuskomplex: Liebe auf gegengeschlechtlichen Elternteil gerichtet, Konkurrenz mit gleichgeschlechtlichem Elternteil; erhebliche interkulturelle und interfamiliäre Differenzen
    • Latenzphase: Verzicht auf den gegengeschlechtlichen Elternteil, Errichtung eines stabilen Über-Ichs mit Inzesttabu
    • Pubertät
    • Adoleszenz

Affekttheorie

  • von Freud selbst drei Affektmodelle, Angst jeweils als zentrale Emotion
    • 1. Affektmodell: Trauma → Affekt → blockierte Abfuhr ⇒ Symptombildung
    • 2. Affektmodell: Konflikt Libido ↔ Hemmung ⇒ Angst(neurose)
    • 3. Affektmodell: "Signalangst" → Affekt = Signal an das Ich, drohende innere (Trieb) oder äußere (Trauma) abzuwenden ⇒ Abwehrmechanismen
  • aktuell: Komponentenmodelle, z.B. Rainer Krause:
    1. Expressive Komponente (mimischer und gestischer Ausdruck)
    2. Physiologische Komponente (endokrine und neuronale Ebene)
    3. Motivationale Komponente (Innervation der Skelettmuskulatur)
    4. Wahrnehmung/Bewusstes Erleben
    5. Sprachliche Benennung des Erlebens
    6. Bewusste Wahrnehmung als inneres Bild und spezifische situative Bedeutung der Welt und Objekte
  • Affekte = Information im Rahmen von psychischen Regulationsprozessen (Triebansprüche, zwischenmenschlichen Beziehungen, Werte) = "Interface" zwischen psychischer, biologischer und sozialer Ebene
  • Zentralstellung in der gesamten psychoanalytischen Theorie und Therapie

Therapie

  • Objekt der Therapie: Das Ich und seine Störungen (Verhalten) → Beobachtung des Kampfes zwischen Ich und Es um Befolgung der analytischen Grundregel
  • Aufgabe der Analyse: Unbewusstes bewusst machen → Kenntnis aller drei Instanzen, ihrer Beziehungen untereinander und zur Außenwelt
  • Prinzip: freie Assoziation ("analytische Grundregel"): "Lockerung" des Ich, "Aufsteigen" von Triebregungen des Es
  • Kenntnis des Es (unbewußt) nur indirekt über Spannungs-/Unlustgefühle, "Primärvorgang"
  • Kenntnis der Über-Ich (bewusst) bei Differenz zwischen Ich und Über-Ich (Angst, Schuldgefühle)
  • Bild von Es und Über-Ich nur durch Ich → Zerlegung des "Sekundärvorgangs" in Ich-/Es-/Über-Ich-Anteile
  • Abwehrmechanismen des Ich nicht direkt beobachtbar, nur über Wirkung (Auslassungen, Sinnverschiebungen, Umkehrungen)
  • Ich:
    • Verbündeter der Analyse bei der Selbstbeobachtung
    • Gegner der Analyse durch Abwehrtätigkeit (gegen analytische Grundregel)
    • Objekt des Analyse → unbewusste Abwehrmechanismen
  • Hypnose: ähnlich, aber ohne Kampf des Ich, also Abwehrmechanismen

Techniken

  • "Dass, Wie, Was, Warum"-Prinzip:
  1. Klärung: ausführliche neutrale Exploration, bis Patient/Therapeut sich verstehen
  2. Konfrontation: auf Widersprüche (in Aussagen, zwischen verbalen/nonverbalen Mitteilungen, zwischen Übertragung/Gegenübertragung) hinweisen
  3. Deutung: Beziehung zu früheren Erfahrungen/anderen Situationen herstellen, Motive vorschlagen
    • Traumdeutung: ebenfalls Herabsetzung der Ich-Leistungen → Beobachtung von Es-Inhalten und Ich-Tätigkeit ("Zensor")
    • Symboldeutung: festgelegte, allgemeingültige Beziehungen zwischen Es-Inhalten und bewussten Wert-/Sachvorstellungen → gesicherte Rückschlüsse auf Es-Inhalte
    • Fehlhandlungen: Es-Durchbrüche, v.a. Versprechen und Vergessen
    • Übertragungsdeutung: Auftreten von Regungen aus früheren Objektbeziehungen unter Wiederholungszwang

Weblinks und Quellen

+ http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/lehre/wct/m/M02/M0203fre.htm