ADHS: Unterschied zwischen den Versionen
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** Hilfen bei schulischen Problemen: Prüfung Über-/Unterforderung, Verhaltensprobleme | ** Hilfen bei schulischen Problemen: Prüfung Über-/Unterforderung, Verhaltensprobleme | ||
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** Hypersensibilität: schnelle Auffassungsgabe, Empathie, Gerechtigkeitssinn | |||
** Begeisterungsfähigkeit, Kreativität, Offenheit | |||
** Impulsivität, interessante Gesprächspartnern | |||
** Hyperfokus = "Flow" → ausdauerndes und konzentriertes Arbeiten an bestimmten Themen | |||
** Hyperaktivität → Leistungssport | |||
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* Eliminationsdiät: fragliche Evidenz, individuelle Auslöser | * Eliminationsdiät: fragliche Evidenz, individuelle Auslöser | ||
* Omega-3-Fettsäuren: mäßiger Effekt | * Omega-3-Fettsäuren: mäßiger Effekt | ||
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Version vom 27. Februar 2016, 23:17 Uhr
Grundlagen
- = Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) = Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom = Hyperkinetische Störung (HKS)
- psychiatrische Entwicklungsstörung → Symptome seit Kindesalter
- Diagnose → Symptome + Beeinträchtigungen in mehreren Lebensbereichen
- Prävalenz: 7% → häufigste psychiatrische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen
- Jungen:Mädchen = 4:1
- Verlauf:
- 40-80% noch in Adoleszenz
- mind. 30% noch im Erwachsenenalter
- Symptomverschiebung: Kinder v.a. hyperkinetische Störungen, Erwachsenen v.a. Aufmerksamkeitsstörung
- Ätiologie: neurobiologisch bedingte Abweichung im Verhalten
- Verminderung des Gehirnvolumens und funktionelle Defizite bestimmter Kerngebiete
- anatomische und funktionelle Abweichungen bei Leitungsbahnen im Gehirn
- Neurotransmitter-Störung, v.a. Dopamin, Noradrenalin, Glutamat
- bei angemessener Behandlung (Methylphenidat) langfristige Erholung von beeinträchtigten Gehirnfunktionen (bildgebend nachgewiesen)
- Komorbiditäten:
- Störungen des Sozialverhaltens
- Lernbehinderung/Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten: bei ca. 50%
- Depression: fünfmal so häufig
- Angststörungen: 25%
- Zwangsstörungen: dreimal so häufig
- Schlafstörungen
Diagnose
- Kriterien: ICD-10-ADHS
- ICD-11 Entwurf: "Aufmerksamkeitsdefizitstörungen sind gekennzeichnet durch andauerndes Verhalten von Unaufmerksamkeit oder Überaktivität und Impulsivität, mit Beginn während der Entwicklung (typischerweise vor dem Alter von fünf Jahren), die außerhalb der Grenzen normaler Variation bezüglich Alter und Fähigkeiten liegen und schulische oder berufliche Tätigkeiten entscheidend beeinträchtigen."
- Anamnese
- Fremdanamnese: Eltern, Erzieher/Lehrer
- neuropsychologische Testdiagnostik: mind. 1-2h → Verhaltensbeobachtung
- neurologische Untersuchung
- Verhaltensbeobachtung
- Schweregrade
- leicht: nicht behandlungsbedürftig, höhere Kreativität, etwas weniger impulsgehemmt, kann sich nicht so gut konzentrieren
- mittelschwer: behandlungsbedürftig, häufig Komorbiditäten; ohne Behandlung Schulversagen/Versagen im Beruf wahrscheinlicher
- schwer: gestörtes Sozialverhalten, stark erhöhtes Risiko für Suchtverhalten/Kriminalität; Behandlung → (Re-)Sozialisierung
Therapie
allgemein
- nach Schweregrad der Störung:
- Bezugspersonen einbeziehen
- multimodal: Psychotherapie, psychosoziale Interventionen, Coaching, Pharmakotherapie
- Bestandteile:
- Psychoedukation: Patient, Eltern, Erzieher/Klassenlehrer, Partner
- Elterntraining und Hilfen in der Familie (einschließlich Familientherapie)
- Hilfen in Kindergarten/Schule: spezielle Förderungen (Ergotherapeuten, Schulpsychologen), Klassen-/Schulwechsel
- Pharmakotherapie
- KVT
- Lerntherapie bei Teilleistungsstörung (Legasthenie, Dyskalkulie)
- Sport!
- Behandlung von Komorbiditäten
Pharmakotherapie
- wirksamste Therapie!
- bei mittel-schwerer Ausprägung
- Ziel: hyperkinetische Symptome↓, Aufmerksamkeit/Konzentration/Selbstkontrolle↑
- 80% Ansprechen
Substanz | Handelsnamen | Mechanismus | sonstiges |
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Methylphenidat |
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reuptake inhibition von Dopamin und Noradrenalin |
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Amphetaminpräparate |
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verstärkte Ausschüttung von Noradrenalin und Dopamin, stärker noradrenerg als dopaminerg |
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Guanfacin |
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α2-Rezeptor-Agonist |
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Atomoxetin |
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selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer |
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Bupropion | selektiver Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer |
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SNRI |
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Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer VLX in höherer Dosierung auch dopaminerg |
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Modafinil |
|
Psychotherapie
- KVT bei Erwachsenen
- bei Kindern:
- Elterntraining → Regeln und Ordnung (z. B. Token-System, Response-Cost; Hilfen im Verhalten bei Problemen)
- Verbesserung der Selbststeuerung, z.B. Coaching, Selbstinstruktionstraining, Selbstmanagement-Therapie
- Förderung des Selbstwertgefühls
- operante Therapieprogramme → Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen
- Hilfen bei schulischen Problemen: Prüfung Über-/Unterforderung, Verhaltensprobleme
- Ressourcen betonen:
- Hypersensibilität: schnelle Auffassungsgabe, Empathie, Gerechtigkeitssinn
- Begeisterungsfähigkeit, Kreativität, Offenheit
- Impulsivität, interessante Gesprächspartnern
- Hyperfokus = "Flow" → ausdauerndes und konzentriertes Arbeiten an bestimmten Themen
- Hyperaktivität → Leistungssport
Sonstiges
- Ergotherapie: Feinmotorik, ADL → kompensierende Strategien, Sozialverhalten, Elterntraining, Förderung des Kindes im Alltag
- Hilfen zur Erziehung: Jugendamt → Erziehungsberatung, sozialpädagogische Familienhilfe, Tagesgruppen, Lerntherapie
- Elterntraining: "Triple P", "Starke Eltern – Starke Kinder"
- Selbsthilfegruppen Angehörige (Elterngruppen) oder Erwachsene
- Coaching: Ziele und Strategien, auch online möglich
- Neurofeedback-Training: BFB mittels EEG; bisher keine Evidenz
- Eliminationsdiät: fragliche Evidenz, individuelle Auslöser
- Omega-3-Fettsäuren: mäßiger Effekt