Entwicklungsphasen nach Freud: Unterschied zwischen den Versionen
Aus psych-med
Daniel (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Daniel (Diskussion | Beiträge) (→Phasen) |
||
(9 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
== Grundlagen == | == Grundlagen == | ||
* | * Entwicklung der Triebbedürfnisse in den Phasen der Ich-Entwicklung und Objekt-Beziehungsentwicklung | ||
* Hypothese von Freud: menschliche Sexualität von Geburt an wirksam | |||
* festgelegte Entwicklungsstufen der Libidobesetzung: Autoerotismus → Narzissmus → Objektwahl | |||
* | * entwicklungsbedingtes Verhalten und Ansprüche des Kindes → Konflikt mit Ansprüchen der Umwelt | ||
* Ziel: Zurückstellen des Lustprinzips (Triebwünsche → ES) zugunsten des Realitätsprinzip (→ ICH) | |||
* Lösung der Konflikte → wichtige Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung | |||
* unter problematischen Bedingungen → Ausgangspunkte für spätere Persönlichkeitsstörungen | |||
* Grundlage der psychoanalytischen Charakterologie → oraler/analer/uethraler/phallisch-narzisstischer/genitaler Charakter | |||
== Phasen == | == Phasen == | ||
Zeile 16: | Zeile 20: | ||
* Mund als primäre Quelle der Befriedigung (Saugen, Lutschen); danach Fokus auf andere erogene Zonen, oraler Lustgewinn aber weiterhin möglich (z.B. Küssen); | * Mund als primäre Quelle der Befriedigung (Saugen, Lutschen); danach Fokus auf andere erogene Zonen, oraler Lustgewinn aber weiterhin möglich (z.B. Küssen); | ||
* '''primärer Narzissmus''': Libido ganz auf sich selbst gerichtet (noch Symbiose/Fusion von Kind/Mutter); normales Duchgangsstadium in der Entwicklung der Objektbeziehungen während der prägenitalen Phasen | * '''primärer Narzissmus''': Libido ganz auf sich selbst gerichtet (noch Symbiose/Fusion von Kind/Mutter); normales Duchgangsstadium in der Entwicklung der Objektbeziehungen während der prägenitalen Phasen | ||
* Thema '''Abhängigkeit''' → Entwicklung des [[Bindung|Bindungsverhaltens]] und Explorationsverhalten (Neugier) | |||
* Entwicklung von '''Urvertrauen''' = Vertrauen auf kontinuierliche Präsenz und freundliche Teilnahme einer Bezugsperson | |||
* Erfahrung mit '''Übergangsobjekten''' (Winnicott) → Abwesenheit des primären Objektes erproben, beginnende Ablösung, Vermischung Realität/Fantasie | |||
* bei Gelingen → '''wahres Selbst, Ur-Identität, Körperbild/Körpergefühl''' | |||
* bei Misslingen (Traumatisierung, Verlusterlebnisse) → Ängste vor Zerstörung/Verlust → persistierende Abhängigkeit, Bindungsverhalten aktiviert, fehlendes Urvertrauen | |||
|- | |- | ||
! style="text-align:left" | anal | ! style="text-align:left" | anal | ||
| style="text-align:center" | 2-3 | | style="text-align:center" | 2-3 | ||
| | | | ||
* Befriedigung durch Ausscheiden (Defäkation) und Kontrolle (Zurückhaltung) | * Befriedigung durch Ausscheiden (Defäkation) und Kontrolle (Zurückhaltung) | ||
* | * Thema '''Autonomie''' und '''Kontrolle''' → Loslassen und Festhalten | ||
* Konflikte durch kulturelle Normen/Sauberkeitserziehung der Eltern/Erzieher | * Konflikte durch kulturelle Normen/Sauberkeitserziehung der Eltern/Erzieher | ||
* "'''analer Charakter'''": Geiz, Pedanterie, Zwanghaftigkeit | * bei Gelingen: | ||
** Selbstkontrolle, Kontrolle über aggressive Impulse → | |||
** Kontrolle über Umwelt/Objekte (Eltern) → soziales Miteinander | |||
** Unterscheidung Fantasie/Realität | |||
** Objektkonstanz → Trennung von Selbst/Objekt → Ich-Identität | |||
* bei Misslingen: | |||
** "'''analer Charakter'''": Geiz, Pedanterie, Zwanghaftigkeit | |||
|- | |- | ||
! style="text-align:left" | phallisch<br />ödipal | ! style="text-align:left" | phallisch<br />ödipal | ||
| style="text-align:center" | | | style="text-align:center" | 4-6 | ||
| | | | ||
* Erforschung des eigenen Körpers mit Anfassen und Stimulieren von Penis/Klitoris → Konflikte mit kulturellen Normen und elterlichen Moralvorstellungen. | * Erforschung des eigenen Körpers mit Anfassen und Stimulieren von Penis/Klitoris → Konflikte mit kulturellen Normen und elterlichen Moralvorstellungen. | ||
* Thema '''Triangulierung''' → Fähigkeit zur Mehr-Personen-Beziehung | |||
* "'''Ödipuskonflikt'''": Begehren der Mutter → Konkurrenz mit dem Vater (nach C.G. Jung bei Frauen: Elektrakomplex); | * "'''Ödipuskonflikt'''": Begehren der Mutter → Konkurrenz mit dem Vater (nach C.G. Jung bei Frauen: Elektrakomplex); | ||
* Überwindung: aus '''Kastrationsangst''' → Verzicht auf Mutter, Unterordnung und Identifikation | * Überwindung: aus '''Kastrationsangst''' (Angst um '''körperliche Integrität''') → Verzicht auf Mutter, Unterordnung und Identifikation mit dem Vater → Erwerb der Geschlechterrolle, Entwicklung der Sexualität | ||
* Nicht-Überwindung | * Nicht-Überwindung: Mangelnde Loslösung vom geliebten Elternteil, Nichtbejahung der eigenen Geschlechterrolle, Identifizierung mit dem anderen Geschlecht, Liebesunfähigkeit | ||
|- | |- | ||
! style="text-align:left" | Latenzperiode | ! style="text-align:left" | Latenzperiode | ||
| style="text-align:center" | 5-11 | | style="text-align:center" | 5-11 | ||
| | | | ||
* Befriedigung durch Erlangen von Fähigkeiten und Erkundung der Umwelt | * Befriedigung durch Erlangen von Fähigkeiten und Erkundung der Umwelt | ||
* Fähigkeit zum Lustverzicht/-verschiebung (Frustrationstoleranz) oder -umwandlung | * Fähigkeit zum Lustverzicht/-verschiebung (Frustrationstoleranz) oder -umwandlung (Sublimierung) | ||
* Übernahme kultureller Werte (→ Über-Ich-Entwicklung) und Erwerb kognitiver Fähigkeiten | * Übernahme kultureller Werte (→ Über-Ich-Entwicklung) und Erwerb kognitiver Fähigkeiten | ||
* Verdrängung der Sexualität, sexuelle Energie kanalisiert | * Verdrängung der Sexualität, sexuelle Energie kanalisiert in soziale Beziehungen und Aufbau von Abwehr gegen Sexualität | ||
|- | |||
! style="text-align:left" | genital | |||
| style="text-align:center" | > 11 | |||
| | |||
* Adoleszenz (13-20): Vorpubertät/Pubertät → Verstärkung der Sexualität (Sexualhormone) | |||
* Thema: '''Ablösung''' von den Eltern, Auseinandersetzung mit '''Werten/Idealen''', '''Ich-Identität''' und sexuelle Identität | |||
* neuer Aspekt: Sexualität → Fortpflanzung, nicht mehr nur Lustbefriedigung | |||
* bisher sexuelle Energie selbstbezogen und Sexualobjekt innerhalb der Familie, jetzt außerhalb der Familie (Exogamie) | |||
* Sexualität im Dienst von Partnerschaft → nicht mehr nur Lustbefriedigung oder Kinderzeugung, sondern wichtige Form sozialer Interaktion und Kommunikation (Intimität vs. Isolation) | |||
* mittleres Lebensalter: Generativität vs. Stagnation | |||
|} | |} | ||
Aktuelle Version vom 13. Januar 2016, 22:40 Uhr
Grundlagen
- Entwicklung der Triebbedürfnisse in den Phasen der Ich-Entwicklung und Objekt-Beziehungsentwicklung
- Hypothese von Freud: menschliche Sexualität von Geburt an wirksam
- festgelegte Entwicklungsstufen der Libidobesetzung: Autoerotismus → Narzissmus → Objektwahl
- entwicklungsbedingtes Verhalten und Ansprüche des Kindes → Konflikt mit Ansprüchen der Umwelt
- Ziel: Zurückstellen des Lustprinzips (Triebwünsche → ES) zugunsten des Realitätsprinzip (→ ICH)
- Lösung der Konflikte → wichtige Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung
- unter problematischen Bedingungen → Ausgangspunkte für spätere Persönlichkeitsstörungen
- Grundlage der psychoanalytischen Charakterologie → oraler/analer/uethraler/phallisch-narzisstischer/genitaler Charakter
Phasen
Phase | Alter | Entwicklung |
---|---|---|
oral | 0-2 |
|
anal | 2-3 |
|
phallisch ödipal |
4-6 |
|
Latenzperiode | 5-11 |
|
genital | > 11 |
|