ICD-10-Persönlichkeitsstörung: Unterschied zwischen den Versionen
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# Überzeugung, selbst '''sozial unbeholfen''', '''unattraktiv''' oder im Vergleich mit anderen '''minderwertig''' zu sein | |||
# übertriebene Sorge, in sozialen Situationen '''kritisiert''' oder '''abgelehnt''' zu werden | |||
# '''Kontakteaufnahme''' nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden | |||
# eingeschränkter Lebensstil wegen des '''Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit''' | |||
# Vermeidung '''beruflicher''' oder '''sozialer Aktivitäten''', die intensiven zwischenmenschlichen Kontakt bedingen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung | |||
[[Kategorie:ICD-10]] | [[Kategorie:ICD-10]] |
Version vom 27. Februar 2016, 13:15 Uhr
Allgemeine Kriterien
A | Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs Erfahrungs- und Verhaltensmuster des Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptieren Vorgaben ("Normen") in folgenden Bereichen ab:
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---|---|
B | Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auf andere Weise unzweckmäßig ist |
C | Persönlicher Leidendruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind deutlich dem unter (B) beschriebenen Verhalten zuzuschreiben |
D | Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder in der Adoleszenz begonnen hat |
E | Die Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folgen einer anderen psychischen Störung des Erwachsenenalters erklärt werden |
F | Ausschluss organische Erkrankung, Verletzung oder Funktionsstörung als Ursache Ursache für die Abweichung |
paranoide PS
- mind. 4:
- Übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung
- nachtragend: Neigung, dauerhaft Groll zu hegen, das heißt subjektiv erlebte Beleidigungen, Verletzungen oder Missachtungen werden nicht vergeben
- Misstrauen und Wahrnehmungsverzerrung: anhaltende Tendenz, Erlebtes zu verdrehen → neutrale oder freundliche Handlungen anderer werden als feindlich oder verächtlich missdeutet
- Streitbarkeit und beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten
- häufiges ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber der sexuellen Treue des Ehe- oder Sexualpartners
- ständige Selbstbezogenheit, besonders in Verbindung mit starker Überheblichkeit
- häufige Beschäftigung mit unbegründeten Gedanken an Verschwörungen als Erklärungen für Ereignisse in der näheren oder weiteren Umgebung
schizoide PS
- mind 4:
- keine Freude oder nur bei wenigen Tätigkeiten
- emotionale Kühle, Distanziertheit oder abgeflachte Affektivität
- reduzierte Fähigkeit, Zuneigung oder Ärger auszudrücken
- erscheint gleichgültig gegenüber Lob oder Kritik von anderen
- wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einem anderen Menschen (unter Berücksichtigung des Alters)
- fast immer Bevorzugung von Aktivitäten, die alleine durchzuführen sind
- übermäßige Inanspruchnahme durch Phantasien und Introvertiertheit
- hat keine oder wünscht keine engen Freunde oder vertrauensvollen Beziehungen (oder höchstens eine)
- deutlich mangelndes Gespür für soziale Normen und Konventionen. Wenn sie nicht befolgt werden, geschieht das unabsichtlich.
disszoziale PS
- mind 3:
- mangelnde Empathie, Gefühlskälte gegenüber anderen
- Missachtung sozialer Normen
- Beziehungsschwäche und Bindungsstörung
- Geringe Frustrationstoleranz und impulsiv-aggressives Verhalten
- Mangelndes Schulderleben und Unfähigkeit zu sozialem Lernen
- Vordergründige Erklärung für das eigene Verhalten und unberechtigte Beschuldigung anderer
- Anhaltende Reizbarkeit
emotional-instabile PS
- deutliche Tendenz zu unerwarteten Handlungen und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen
- deutliche Tendenz zu Streiterien und zu Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden
- Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zu Kontrolle explosiven Verhaltens
- Schwierigkeien in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden
- Unbeständige und unberechenbare Stimmung
- Störungen in und Unsicherheit über Selbstbild, Ziele und "innere Präferenzen" (einschließlich sexueller)
- Neigung, sich in intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen
- Übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
- Wiederholt Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung
- Anhaltende Gefühle von Leere
- impulsiver Typus: mind. 3 aus (1) - (5), darunter (2)
- Borderline-Typus: mind. 3 aus (1) - (5) und mind. 2 aus (6) - (10)
histrionische PS
- mind. 4:
- Dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten oder übertriebener Ausdruck von Gefühlen
- Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch Andere oder durch Ereignisse (Umstände)
- oberflächliche, labile Affekte
- ständige Suche nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten, in denen die betreffende Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht
- unangemessen verführerisches Erscheinen oder Verhalten;
- übermäßige Beschäftigung damit, äußerlich attraktiv zu erscheinen
zwanghafte PS
- mind. 4:
- Übermäßiger Zweifel und Vorsicht
- Ständige Beschäftigung mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation und Planungen
- Perfektionismus, der die Fertigstellung von Aufgaben behindert
- Überzogene Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit
- unverhältnismäßige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen
- Übermäßige Pedanterie und Befolgung von Konventionen
- Rigidität und Eigensinn
- Unbegründetes Bestehen auf Unterordnung Anderer unter eigene Gewohnheiten oder unbegründetes Zögern, Aufgaben zu delegieren
selbstunsicher-vermeidende PS
- auch ängstlich-vermeidende
- mind. 4:
- andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit
- Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv oder im Vergleich mit anderen minderwertig zu sein
- übertriebene Sorge, in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden
- Kontakteaufnahme nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden
- eingeschränkter Lebensstil wegen des Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit
- Vermeidung beruflicher oder sozialer Aktivitäten, die intensiven zwischenmenschlichen Kontakt bedingen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung