Schematherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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* Weiterentwicklung der "kognitiven Therapie für Persönlichkeitsstörungen" (A. Beck) | * Weiterentwicklung der "kognitiven Therapie für Persönlichkeitsstörungen" (A. Beck) | ||
* integrativ, 3 Säulen: | |||
*# '''Therapiemodell''': konsistent, manualisiert &rarr, Fallkonzeption, Therapieplanung, Bezugsrahmen | |||
*# '''therapeutische Beziehung''': "begrenzte elterliche Fürsorge" = "pädagogisch" | |||
*# '''erlebnisaktivierende Techniken''': Ich-Anteile ("Modus"), Stuhlübungen, Imagination | |||
* vereinfacht: | |||
** Bewältigungs-Modi interpersonaler Frustration: Vermeidung - Unterwerfung/Aggression - Überkompensation | |||
** Problem: maladaptiver Kind-Modus: verletzliches Kind (→ Bindung) vs. wütendes Kind (Selbstbehauptung) | |||
** Ziel: Zugriff auf Erwachsenen-Ressourcen | |||
* Hypothese: erlernte Grundschemata → Befriedigung von Grundbedürfnisse → Verhaltenssteuerung | * Hypothese: erlernte Grundschemata → Befriedigung von Grundbedürfnisse → Verhaltenssteuerung | ||
* v.a. für Pat. mit schweren Persönlichkeitsstörungen | * v.a. für Pat. mit schweren Persönlichkeitsstörungen | ||
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== | == Bewältigungsstile und Bewältigungsreaktionen == | ||
* drei maladaptive Bewältigungsstile = Ansammlung von Bewältigungsreaktionen, um sich dem Schema anzupassen | |||
* Situation → Schema → Bewältigungsstil → Bewältigungsreaktion | |||
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! Bewältigungsstil !! Bewältigungsreaktion | |||
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| Sich-Fügen | |||
| in Schema fügen, "Kinderrolle " übernehmen, z. B. Partnerwahl, die ihn so behandeln, wie es der verletzende Elternteil getan hat | |||
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| Überkompensation | |||
| entgegengesetzt zu dem Schema verhalten (z. B. Schema "Unzulänglichkeit" → Perfektion; Schema "Unterwerfung" → andere unterwerfen) | |||
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| Vermeiden | |||
| verhalten, dass Schema möglichst nicht aktiviert wird (z.B. Gefühle unterdrücken, Alkohol trinken, Zwang entwickeln, Beziehungen oder Herausforderungen vermeiden) | |||
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== Schemamodi == | |||
* Schemamodi = Schemata, die bei einem Menschen in einem konkreten Augenblick aktiv sind | |||
* funktional/dysfunktional sein | |||
* dysfunktionale Schemamodi = Teile des Selbst, die in mehr oder minder starkem Maße von anderen Aspekten des Selbst abgeschnitten | |||
* bei BPS → sehr große Zahl von Schemata und Bewältigungsreaktionen in ständigem Wechsel | |||
* können in der Therapie auch individuelle Namen erhalten, die Patient passend findet | |||
* 10 Schemamodi in 4 Kategorien: | |||
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! Kategorie !! Schemamodus | |||
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| 1. Kind-Modi | |||
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* 1. verletzbares Kind (auch: verlassenes, missbrauchtes, misshandeltes, Entbehrung erlebendes, zurückgewiesenes Kind) | |||
* 2. verärgertes Kind (wegen Nichterfüllung seiner Bedürfnisse; handelt, ohne an die Folgen zu denken) | |||
* 3. impulsives/undiszipliniertes Kind (handelt rücksichtslos nach seinen seinen Wünschen/Neigungen, ohne an die Konsequenzen zu denken) | |||
* 4. glückliches Kind (zentrale emotionale Bedürfnisse sind im Moment erfüllt) | |||
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| 2. Dysfunktionale Bewältigung<br />(→ Bewältigungsstile) | |||
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* 5. bereitwillig Sich-Ergebender (unterwirft sich dem Schema, wird zum passiven, hilflosen Kind, das anderen nachgibt) | |||
* 6. Überkompensierender (wehrt sich, indem er andere schlecht behandelt oder andere extreme Verhaltensweisen zeigt, um das Schema zu widerlegen) | |||
* 7. vermeidender, distanzierter Beschützer (löst sich emotional vom Schema, praktiziert Substanzmittelmissbrauch, meidet andere oder praktiziert andere Formen der Flucht) | |||
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| 3. Dysfunktionale Eltern-Modi | |||
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* 8. strafender Elternteil (straft den Kind-Modus, weil dieser angeblich "böse" ist) | |||
* 9. fordernder Elternteil (drängt das Kind ständig, übertrieben hohen Anforderungen zu genügen) | |||
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| 4. gesunder Erwachsener | |||
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* 10. soll in der Therapie gestärkt werden | |||
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== Therapie == | |||
* Ziel: | |||
*# Bedürfnisse wahrnehmen | |||
*# Bedürfnisse adäquat erfüllen | |||
*# mit Frustration umgehen | |||
* auf Modi bezogen: | |||
*# Bewältigungsmodi reduzieren, durch flexiblere Strategien ersetzen | |||
*# Kindmodi wahrnehmen, versorgen, trösten, ggf. Grenzen setzen | |||
*# dysfunktionale Elternmodi reduzieren | |||
*# gesunder Erwachsenenmodus fördern | |||
* Interventionsprinzipien: | |||
*# Einschätzung und Edukation über Schemata | |||
*# '''Kognitive''' Interventionen | |||
*# '''Erlebnisbasierte''' Interventionen → Verhaltensänderung (Imagery Rescripting, Stuhldialoge) | |||
*# Unterbrechung maladaptiver Verhaltensmuster (→ KVT) | |||
*# '''therapeutische Beziehung''' → nachträglich (begrenzte) elterliche Fürsorge → Erkennung und Erfüllung seiner Kernbedürfnisse | |||
* Ablauf: | |||
*# Phase: | |||
*#* Psychoedukation: Grundannahmen und Vorgehen der Schematherapie | |||
*#* Einschätzung der aktuellen Probleme und Definition der Therapieziele | |||
*#* maladaptive Schemata/Modi identifizieren (Fragebögen) und mit Patient überprüfen | |||
*#* Transparenz → Therapeut informiertz über Annahmen, erstellt Fallkonzept | |||
*# Phase = Phase der Veränderung | |||
* Erarbeiten einer "innere Distanz" (= Achtsamkeit) → Selbsterkenntnis, Verstehen der Ursachen → bewusster handeln, neue erwünschte Handlungsmuster entwerfen | |||
** bewusste Wahrnehmung, Betrachtung und Benennung der verschiedenen Aspekte der Verhaltensgrundmuster | |||
** → therapeutische Spaltung/Dissoziation, z.B. Imagination Inneres Kind in unterschiedlichen Erscheinungsformen/Modi (verletzt, verärgert, undiszipliniert, glücklich) | |||
** Therapeut übernimmt im imaginativen Rollenspiel Part der Eltern → "Reparenting" fehlender elterlicher Qualitäten | |||
** Ziel: Verinnerlichung des Schemamodus "gesunder Erwachsener" nach Vorbild des Therapeuten | |||
== Weblinks == | |||
* https://schematherapie-frankfurt.de/ Institut für Schematherapie | |||
* https://schematherapie-roediger.de/ mit Arbeitsmaterialien und Übungen | |||
[[Kategorie:Therapie]] | [[Kategorie:Therapie]] |
Aktuelle Version vom 21. August 2017, 16:07 Uhr
Grundlagen
- "dritte Welle" der KVT
- Jeffrey E. Young
- Weiterentwicklung der "kognitiven Therapie für Persönlichkeitsstörungen" (A. Beck)
- integrativ, 3 Säulen:
- Therapiemodell: konsistent, manualisiert &rarr, Fallkonzeption, Therapieplanung, Bezugsrahmen
- therapeutische Beziehung: "begrenzte elterliche Fürsorge" = "pädagogisch"
- erlebnisaktivierende Techniken: Ich-Anteile ("Modus"), Stuhlübungen, Imagination
- vereinfacht:
- Bewältigungs-Modi interpersonaler Frustration: Vermeidung - Unterwerfung/Aggression - Überkompensation
- Problem: maladaptiver Kind-Modus: verletzliches Kind (→ Bindung) vs. wütendes Kind (Selbstbehauptung)
- Ziel: Zugriff auf Erwachsenen-Ressourcen
- Hypothese: erlernte Grundschemata → Befriedigung von Grundbedürfnisse → Verhaltenssteuerung
- v.a. für Pat. mit schweren Persönlichkeitsstörungen
- Schema = Muster aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen, Körperempfindungen
- "frühe maladaptive Schemata" =
- "ein weitgestrecktes, umfassendes Thema oder Muster,
- das aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen besteht,
- die sich auf den Betreffenden selbst und seine Kontakte zu anderen Menschen beziehen,
- ein Muster, das in der Kindheit oder Adoleszenz entstanden ist,
- im Laufe des weiteren Lebens stärker ausgeprägt wurde und
- stark dysfunktional ist."
- entstehen durch wiederholte schädigende Erlebnisse in Kindheit und Adoleszenz
- traumatische Erlebnisse
- Nichterfüllung/Übererfüllung ("Zuviel des Guten") wesentlicher Grundbedürfnisse durch frühe Bezugspersonen
- selektive Internalisierung bzw. Identifikation mit wichtigen Bezugspersonen
- Aufrechterhaltung durch Wunsch nach Konsistenz → Schema fühlt sich aufgrund seiner Vertrautheit als "richtig" → Attraktivität (→ psychodynamisch: unbewusster neurotischenr Konflikt, repetitiv-dysfunktionales Schema)
- Schemata = (psychodynamisch) Introjekt + Emotionen/Körperempfindungen/Erinnerungen → starke Resistenz gegen Änderungen
- dysfunktionale Verhaltensweisen = Reaktion auf Schema (nicht Teil des Schemas)
maladaptive Schemata
Domäne | Schema |
---|---|
1. Abgetrenntheit und Ablehnung |
|
2. Beeinträchtigung von Autonomie und Leistung |
|
3. Beeinträchtigungen im Umgang mit Begrenzungen |
|
4. Fremdbezogenheit |
|
5. Übertriebene Wachsamkeit und Gehemmtheit |
|
- bedingungslos gültig → frühe Entstehung
- bedingt gültig → spätere Entstehung (teils als Reaktion auf frühes Schema)
- Unterwerfung
- Selbstaufopferung
- Streben nach Zustimmung und Anerkennung
- Emotionale Gehemmtheit
- Überhöhte Standards/Übertrieben kritische Haltung
Bewältigungsstile und Bewältigungsreaktionen
- drei maladaptive Bewältigungsstile = Ansammlung von Bewältigungsreaktionen, um sich dem Schema anzupassen
- Situation → Schema → Bewältigungsstil → Bewältigungsreaktion
Bewältigungsstil | Bewältigungsreaktion |
---|---|
Sich-Fügen | in Schema fügen, "Kinderrolle " übernehmen, z. B. Partnerwahl, die ihn so behandeln, wie es der verletzende Elternteil getan hat |
Überkompensation | entgegengesetzt zu dem Schema verhalten (z. B. Schema "Unzulänglichkeit" → Perfektion; Schema "Unterwerfung" → andere unterwerfen) |
Vermeiden | verhalten, dass Schema möglichst nicht aktiviert wird (z.B. Gefühle unterdrücken, Alkohol trinken, Zwang entwickeln, Beziehungen oder Herausforderungen vermeiden) |
Schemamodi
- Schemamodi = Schemata, die bei einem Menschen in einem konkreten Augenblick aktiv sind
- funktional/dysfunktional sein
- dysfunktionale Schemamodi = Teile des Selbst, die in mehr oder minder starkem Maße von anderen Aspekten des Selbst abgeschnitten
- bei BPS → sehr große Zahl von Schemata und Bewältigungsreaktionen in ständigem Wechsel
- können in der Therapie auch individuelle Namen erhalten, die Patient passend findet
- 10 Schemamodi in 4 Kategorien:
Kategorie | Schemamodus |
---|---|
1. Kind-Modi |
|
2. Dysfunktionale Bewältigung (→ Bewältigungsstile) |
|
3. Dysfunktionale Eltern-Modi |
|
4. gesunder Erwachsener |
|
Therapie
- Ziel:
- Bedürfnisse wahrnehmen
- Bedürfnisse adäquat erfüllen
- mit Frustration umgehen
- auf Modi bezogen:
- Bewältigungsmodi reduzieren, durch flexiblere Strategien ersetzen
- Kindmodi wahrnehmen, versorgen, trösten, ggf. Grenzen setzen
- dysfunktionale Elternmodi reduzieren
- gesunder Erwachsenenmodus fördern
- Interventionsprinzipien:
- Einschätzung und Edukation über Schemata
- Kognitive Interventionen
- Erlebnisbasierte Interventionen → Verhaltensänderung (Imagery Rescripting, Stuhldialoge)
- Unterbrechung maladaptiver Verhaltensmuster (→ KVT)
- therapeutische Beziehung → nachträglich (begrenzte) elterliche Fürsorge → Erkennung und Erfüllung seiner Kernbedürfnisse
- Ablauf:
- Phase:
- Psychoedukation: Grundannahmen und Vorgehen der Schematherapie
- Einschätzung der aktuellen Probleme und Definition der Therapieziele
- maladaptive Schemata/Modi identifizieren (Fragebögen) und mit Patient überprüfen
- Transparenz → Therapeut informiertz über Annahmen, erstellt Fallkonzept
- Phase = Phase der Veränderung
- Phase:
- Erarbeiten einer "innere Distanz" (= Achtsamkeit) → Selbsterkenntnis, Verstehen der Ursachen → bewusster handeln, neue erwünschte Handlungsmuster entwerfen
- bewusste Wahrnehmung, Betrachtung und Benennung der verschiedenen Aspekte der Verhaltensgrundmuster
- → therapeutische Spaltung/Dissoziation, z.B. Imagination Inneres Kind in unterschiedlichen Erscheinungsformen/Modi (verletzt, verärgert, undiszipliniert, glücklich)
- Therapeut übernimmt im imaginativen Rollenspiel Part der Eltern → "Reparenting" fehlender elterlicher Qualitäten
- Ziel: Verinnerlichung des Schemamodus "gesunder Erwachsener" nach Vorbild des Therapeuten
Weblinks
- https://schematherapie-frankfurt.de/ Institut für Schematherapie
- https://schematherapie-roediger.de/ mit Arbeitsmaterialien und Übungen