Schlafstörungen
Grundlagen
- starke Belastung als komorbide Erkrankung
- unterdiagnostiziert
- primär/sekundär, v.a. bei neurologischen Erkrankungen
- starke Auswirkungen auf kognitive und körperliche Funktionen
Diagnostik
- Schlafprotokoll → Schlafhygiene
- Actogramm/Aktigrafie über mehrere Tage → Handgelenk, Rückschluss auf Aktivitäts-/Ruhezyklen
Schlaf-Apnoe-Screening
- obstruktiv (OSAS) → REM-Schlaf (Muskulatur maximal entspannt)
- H.a. Schlaf-Apnoe-Syndrom, Sauerstoffentsättigung
- Risiko: Pausen > 10 s, > 10 x/h
- Apnoe-/Hypopnoe-Index (AHI): Summe (Apnoe-/Hypopnoen) * 60 / Gesamtschlafzeit = Apnoe-/Hypopnoen/h
- AHI > 15 → OSAS mittelgradig
- AHI > 30 → OSAS schwer
- CPAP-Indikation bei > 20 x/h
Polysomnographie
- Einschlaflatenz
- Schlafprofil: Schlafstadien, Schlafeffizienz, Anzahl von Aufwachereignissen, Tief-/REM-Schlaf-Anteil
- Sleep-Onset-REM → H.a. Narkolepsie
- H.a. Syndrom periodischer Beinbewegungen (PLM-Index)
- Multipler Schlaflatenz-Test: Cut-off 10,0 Min., Sleep-Onset-REM?
Skalen/Scores
- Ullanlinna-Narkolepsie-Skala
- Epworth-Schläfrigkeitsskala
- Pittsburgh-Schlafqualitätsindex (PSQI)
- Functional Outcomes of Sleep Questionnaire (FSOQ, Auswirkungen von Schlafstörungen auf die tägliche Leistungsfähigkeit): Unterskalen
- Aktivitätsniveau
- Schlaflosigkeit
- Allgemeine Produktivität
- Intime Beziehungen
- Soziale Auswirkungen
Therapie
- Konditionierung: Treppe/Schlafzimmer = aversiver Reiz ⇒ Stimuluskontrolle
Schlafhygiene
- regelmäßige Aufsteh-(und Ins-Bettgeh-)Zeit; max. Abweichung 30 Min., auch am Wochenende
- kein Schlaf am Tag (max. 20 Min, nicht nach 15:00h); Cave: "Eindösen" vor Fernseher
- Schlafrestriktionstechnik: nicht länger als durchschnittliche Schlafzeit im Bett liegen
- kein Alkohol < 3h vor Zubettgehen: Schlafqualität ⇓, Durchschlafprobleme ↑ ⇒ Schlaferholsamkeit ⇓
- kein Kaffee/Schwarztee/Grüntee/Cola < 4-8h vor Zubettgehen
- kein Nikotin nach 19 Uhr
- kein Essen < 3h vor Zubettgehen, allenfalls Kleinigkeit
- keine körperliche Überanstrengung nach 18 Uhr
- Schlafumgebung angenehm und schlaffördernd gestalten (Temperatur, Licht, Geräusche); Schlafzimmer nur zum Schlafen → Stimulus-Kontrolle
- "Erholungszeit" 2h vor Zubettgehen
- regelmäßiges Zubettgehritual, max. 30 Min
- nachts nichts essen → Gewöhnung!
- nachts kein helles Licht
- nachts nicht auf die Uhr schauen
- nach dem Aufstehen 30 Min Tageslicht
- Quelle: http://www.schlafgestoert.de/site-48.html
Medikamentöse Therapie
Substanz |
Dosierungsbereich (mg/d) |
Initiale Dosis (mg) |
Halbwertszeit |
Bes. zu beachtende Nebenwirkungen (Auswahl) |
---|---|---|---|---|
Kurzzeitbehandlung (Tage, 1 – 2 Wochen) | ||||
Zolpidem |
5-10 |
5 |
1 – 3,5 h |
Toleranz und Abhängigkeit, Sturzgefahr, Rebound-Insomnie, gelegentlich Amnesie |
Zopiclon |
3,75-7,5 |
3,75 |
Ca. 5 h |
Toleranz und Abhängigkeit, Sturzgefahr, Rebound-Insomnie, gelegentlich Amnesie |
Schlaffördernde Substanzen, bes. bei chronischen Insomnien, kein Abhängigkeits- und Toleranzrisiko (Auswahl) | ||||
Trazodon |
25 - 100 |
25 |
Ca. 4 – 11 h |
Selten Priapismus |
Trimipramin oder Amitriptylin |
12,5-50 |
12,5 - 25 |
23 – 24 h |
am besten wirksam, 1-2h vor Einschlafen, Tropfen titrierbar; UAW Tagessedierung, Gastrointestinale, kardio-vaskuläre und urogenitale NW; keine Änderung der Schlafphasen; Gewichtszunahme |
Doxepin |
10-50 |
10 - 25 |
15 – 20 h (Metabolit deutlich länger) |
Tagessedierung, Gastrointestinale, kardio-vaskuläre und urogenitale NW; Gewichtszunahme |
Mirtazapin |
7,5 - 15 |
7,5 |
20 – 40 h |
Tagessedierung, Gewichtszunahme, Restless legs-Syndrom (20%) |
Melperon |
25 - 100 |
25 |
4 – 6 h |
Blutdruckabfall |
Pipamperon |
20 - 80 |
20 |
17 – 22 h |
Blutdruckabfall |
Prothipendyl |
40 - 80 |
40 |
2 – 3 h |
Blutdruckabfall |
Quetiapin |
25 - 100 |
25 |
Ca. 7 h |
Blutdruckabfall, Tagessedierung, Leberwerterhöhungen |
Agomelatin |
|
|
1-2h |
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Sonstige Substanzen | ||||
Agomelatin |
|
|
1-2h |
unklare Wirksamkeit |
Tryptophan |
|
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Serotonin-Vorstufe |
Melatonin |
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Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus |
Baldrian |
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bisher keine einzige Placebo-kontrollierte Studie |
Doxylamin |
25-50 |
25 |
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Histamin H1-Antagonist (Antiallergikum), sedierend, brechreizhemmend (→ Schwangerschaftsübelkeit), ausgeprägte anticholinerge Wirkungen (Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen) ; KI Kombination mit MAO-Hemmern |
Benzodiazepine |
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reduzieren Tiefschlaf; Modulatoren am GABAA-Rezeptor → verstärken GABA-Wirkung → Ceiling-Effekt → Suizid mit BZD alleine kaum möglich; Abhängigkeitspotential |
Nach Voderholzer & Hohagen, Therapie psychischer Erkrankungen 2012, 8. Auflage, im Druck
- Rebound-Effekt nach Absetzen bis hin zu völliger Schlaflosigkeit
- Transmitter-Systeme:
- GABA: Benzodiazepine
- Histamin, Serotonin, ACh, Melatonin: Antidepressiva
- Dopamin: Neuroleptika
- Adenosin: ?
Alpträume
- häufig nach PTSD
- UAW unter Neuroleptika
- Therapie: α-Blocker (Doxazosin, Prazosin) → Cave: orthostatische Hypotonie
Weblinks
- Leitlinien:
- http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/063-001.html (Nicht erholsamer Schlaf - Schlafstörungen)
- http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-045.html (Insomnie)
- http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/028-012.html (Nichtorganische Schlafstörungen, KJP)
- http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-074.html (Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) bei neurologischen Erkrankungen)