Wirkfaktoren

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5 Wirkfaktoren der Psychotherapie (nach Klaus Grawe)

  1. Therapeutische Beziehung: Arbeitsbündnis + affektive Beziehung (komplementär/motivorientiert - konfrontativ)
  2. Ressourcenaktivierung: Motivation, Fähigkeiten, Interessen des Patienten → Hoffnung und Glaube
  3. Problemaktualisierung: emotionale Erfahrung durch Expositionen, Imaginationsübungen, Rollenspiele, Übertragungsphänomene (→ Prozess!)
  4. Motivationale Klärung: Ursprünge, Hintergründe, aufrechterhaltende Faktoren
  5. Problembewältigung: Unterstützung des Patienten (direkt oder indirekt), positive Bewältigungserfahrungen zu machen
  • 1-3 = Mittel, 4-5 = Ziel
  • darauf achten, dass Balance zwischen
    • Ressourcenaktivierung und Problemaktualisierung
    • Sicherheit und Herausforderung
    • motivorientierte und konfrontative Beziehungsgestaltung

Psychotherapie = Arbeit am dreifachen Bild

  1. Biographie → Prägungen → "So bin ich geworden, das habe ich alles erlebt"
  2. Ressourcen → Bewältigung → "So habe ich das alles geschafft, das habe ich gelernt" (→ Überlebensregel)
  3. Schwierigkeiten → Dysfunktion → "Hier habe ich noch Probleme"

empirirische Forschung

  • Unterscheidung spezifische - unspezifische Wirkfaktoren
  • außertherapeutische Wirkfaktoren:
    • Patientenmerkmale
    • Zufall
    • gleichzeitige andere (Pharmako-)Therapien
    • Lebensereignisse
    • soziale Unterstützung
    • Spontanremission
  • therapeutische Wirkfaktoren:
  • Alliance = therapeutische Arbeitsbeziehung
    • Bindung
    • Übereinkunft über Therapieziele
    • Aufgaben in der Therapie
  • Allegiance-Effect = Überzeugung vom eigenen Verfahren
  • Empathie, Akzeptanz, Kongruenz
  • Placebo-Effekt: Erwartungen und unbewusste klassische Konditionierung
  • keine Belege für
    • notwendige spezifische Verfahren/Manualadhärenz
    • therapeutische Erfahrung
    • Supervision, Selbsterfahrung
  • "Sudden Gains": 80% erfolgreicher Therapien zeigen early response (ca. 5. Stunde), bevor spezifische Techniken zum Einsatz kommen bzw. wirksam werden können
  kontextuelles Modell medizinisches Modell
"heilsame Elemente"
  • emotional vertrauensvolle Beziehung mit einem Helfer/„Heiler“
  • "Heilungssetting" mit positiver Erwartung
  • plausibler "Erklärungsmythos" für Beschwerden und "Heilungsmethoden"
  • "Heilungsritual"
  • Vorhandensein einer Störung/Beschwerde/Problem
  • plausible ("wahre") psychologische Erklärung
  • theoretisch ableitbarer Veränderungsmechanismus
  • spezifische Elemente zur Problemlinderung /-beseitigung
Interpretation/Konsequenz
  • Psychotherapie = menschliche Beziehung
  • zentral: Schaffung einer vertrauensvollen Beziehung
  • weitgehend irrelevant: spezifische Methoden, Manuale, Theorien
  • Ausnahme: Reizkonfrontation bei Angststörungen
  • "Dodo-Verdikt": "alle haben gewonnen und jeder bekommt einen Preis"
  • Durchführung von RCTs
  • EST = Empirically Supported Treatment
  • Add-on und Dismantling-Studien