Denkstörung: Unterschied zwischen den Versionen

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== formale Denkstörungen ==
== formale Denkstörungen ==


* Denkhemmung: subjektiv gebremst, verlangsamt oder blockiert empfunden, gegen inneren Widerstand
* '''Denkhemmung''': subjektiv gebremst, verlangsamt oder blockiert empfunden, gegen inneren Widerstand
* Denkverlangsamung: objektiv verzögert, verlangsamt, stockend
* '''Denkverlangsamung''': objektiv verzögert, verlangsamt, stockend
* umständliches Denken: keine Unterscheidung Wesentliches/Nebensächliches, Details
* '''umständliches Denken''': keine Unterscheidung Wesentliches/Nebensächliches, Details
* eingeengtes Denken = Gedankenarmut: wenige Themen, Wortschatz verringert, Themenwechsel kaum möglich
* '''eingeengtes Denken''' = Gedankenarmut: wenige Themen, Wortschatz verringert, Themenwechsel kaum möglich
* Perseveration: objektive dauernde Wiederholung von Gedanken, Worten und Angaben
* '''Perseveration''': objektive dauernde Wiederholung von Gedanken, Worten und Angaben
* Grübeln = "Rumination": subjektives dauerndes Kreisen um (häufig unangenehme) Themen ohen Ergebnis, Themenwechsel aber möglich
* '''Grübeln''' = "Rumination": subjektives dauerndes Kreisen um (häufig unangenehme) Themen ohen Ergebnis, Themenwechsel aber möglich
* Gedankendrängen/Gedankenjagen: subjektiver Druck dauernder Einfälle/Gedanken (z.B. Manie)
* '''Gedankendrängen/Gedankenjagen''': subjektiver Druck dauernder Einfälle/Gedanken (z.B. Manie)
* Ideenflucht/Gedankenflucht: objektives Denktempo erhöht, viele Gedanken in sehr kurzer Zeit, sprunghaft, Assoziationen gelockert, dauernder Themenwechsel
* '''Ideenflucht/Gedankenflucht''': objektives Denktempo erhöht, viele Gedanken in sehr kurzer Zeit, sprunghaft, Assoziationen gelockert, dauernder Themenwechsel
* Vorbeireden: Fragen werden nicht beantwortet, obwohl verstanden, Antwort bekannt und keine Absicht, sie nicht zu beantworten
* '''Vorbeireden''': Fragen werden nicht beantwortet, obwohl verstanden, Antwort bekannt und keine Absicht, sie nicht zu beantworten
* Gedankenabreißen/gesperrtes Denken: subjektive plötzliche Unterbrechung des Gedankengangs → objektiv gesperrtes Denken
* '''Gedankenabreißen/gesperrtes Denken''': subjektive plötzliche Unterbrechung des Gedankengangs → objektiv gesperrtes Denken
* inkohärentes/zerfahrenes Denken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]→ Hauptartikel: Kohärenz (Psychologie)
* '''inkohärentes/zerfahrenes Denken''': Gedanken/Gespräch ohne Zusammenhang, unlogisch, bruchstückhaft, zerfahren; Extremfall nur noch einzelne Wörter/Wortfetzen/"Wortsalat"
Die einzelnen Gedanken und Gesprächsteile bleiben ohne Zusammenhang, sie sind unlogisch, bruchstückhaft und zerfahren. Teilweise bestehen die Gedanken nur noch aus einzelnen Wörtern oder Wortfetzen (Schizophasie,[9] „Wortsalat“ als extreme formale Denkstörung bei Schizophrenie), auch möglich bei der „verworrenen Manie“.
* '''Neologismen''': Wortneubildungen, Privatsymbolik, Kontamination
 
* '''Konkretismus''': Sinnverständnis, Festhalten an konkreter Wortbedeutung, Redewendungen/Metaphern, Konnotationen/Subtexte
Neologismen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]→ Hauptartikel: Neologismus
Hierbei handelt es sich um Wortneubildungen (Neolalie) und Privatsymbolik, teilweise werden auch gegensätzliche oder ähnliche Worte zu einem neuen Wort zusammengesetzt (Kontamination). Dies ist beispielsweise möglich bei Schizophrenie oder bei frühkindlichem Autismus.
 
Weitere Formen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das AMDP-System kann nicht alle Variationen formaler Denkstörungen abdecken. Im Folgenden sind weitere Formen dargestellt, die in der Psychopathologie allgemein anerkannt sind und sich nicht einem der Begriffe des AMDP-Systems zu- oder unterordnen lassen.
 
Konkretismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]→ Hauptartikel: Konkretismus (Psychiatrie)


== inhaltliche Denkstörungen ==
== inhaltliche Denkstörungen ==


* Übergänge fließend:
*# '''Zwangsgedanken''': ich-dystone Gedanken, Impulse, Vorstellungen
*# '''Überwertige Idee''':
*#* ich-synton
*#* dauerhaft lebensbestimmender Leitgedanke
*#* beeinflusst Motivation, Antrieb, Willensbildung
*#* mit intensiver Emotionalität besetzt
*#* Denken evtl. perseverierend, Verdrängung anderer Gedanken/Themen
*#* evtl. Vernachlässigung alltäglicher Aufgaben der Lebensbewältigung → Isolation, Selbstvernachlässigung, Verschrobenheit
*#* für Gegenstandpunkte und Einwände nur schwer zugänglich
*#* fortschreitend wird Verwirklichung der eigenen Überzeugungen entgegen allen Widerständen zum Lebensziel
*# '''[[Wahn]]''': ich-synton, evident


[[Kategorie:Psychiatrie]]
[[Kategorie:Psychiatrie]]

Aktuelle Version vom 27. April 2016, 16:49 Uhr

formale Denkstörungen

  • Denkhemmung: subjektiv gebremst, verlangsamt oder blockiert empfunden, gegen inneren Widerstand
  • Denkverlangsamung: objektiv verzögert, verlangsamt, stockend
  • umständliches Denken: keine Unterscheidung Wesentliches/Nebensächliches, Details
  • eingeengtes Denken = Gedankenarmut: wenige Themen, Wortschatz verringert, Themenwechsel kaum möglich
  • Perseveration: objektive dauernde Wiederholung von Gedanken, Worten und Angaben
  • Grübeln = "Rumination": subjektives dauerndes Kreisen um (häufig unangenehme) Themen ohen Ergebnis, Themenwechsel aber möglich
  • Gedankendrängen/Gedankenjagen: subjektiver Druck dauernder Einfälle/Gedanken (z.B. Manie)
  • Ideenflucht/Gedankenflucht: objektives Denktempo erhöht, viele Gedanken in sehr kurzer Zeit, sprunghaft, Assoziationen gelockert, dauernder Themenwechsel
  • Vorbeireden: Fragen werden nicht beantwortet, obwohl verstanden, Antwort bekannt und keine Absicht, sie nicht zu beantworten
  • Gedankenabreißen/gesperrtes Denken: subjektive plötzliche Unterbrechung des Gedankengangs → objektiv gesperrtes Denken
  • inkohärentes/zerfahrenes Denken: Gedanken/Gespräch ohne Zusammenhang, unlogisch, bruchstückhaft, zerfahren; Extremfall nur noch einzelne Wörter/Wortfetzen/"Wortsalat"
  • Neologismen: Wortneubildungen, Privatsymbolik, Kontamination
  • Konkretismus: Sinnverständnis, Festhalten an konkreter Wortbedeutung, Redewendungen/Metaphern, Konnotationen/Subtexte

inhaltliche Denkstörungen

  • Übergänge fließend:
    1. Zwangsgedanken: ich-dystone Gedanken, Impulse, Vorstellungen
    2. Überwertige Idee:
      • ich-synton
      • dauerhaft lebensbestimmender Leitgedanke
      • beeinflusst Motivation, Antrieb, Willensbildung
      • mit intensiver Emotionalität besetzt
      • Denken evtl. perseverierend, Verdrängung anderer Gedanken/Themen
      • evtl. Vernachlässigung alltäglicher Aufgaben der Lebensbewältigung → Isolation, Selbstvernachlässigung, Verschrobenheit
      • für Gegenstandpunkte und Einwände nur schwer zugänglich
      • fortschreitend wird Verwirklichung der eigenen Überzeugungen entgegen allen Widerständen zum Lebensziel
    3. Wahn: ich-synton, evident