Schmerzmodelle: Unterschied zwischen den Versionen

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* Schmerz = Bedrohung der körperlichen Integrität
* Schmerz = Bedrohung der körperlichen Integrität
* Arzt = autoritärer Heiler
* Arzt = autoritärer Heiler
| Frage nach dem Sinn der Schmerzen kann hilfreich sein, wenn positive Antwort
| Sinngebung chronischer Schmerzen kann hilfreich sein, wenn positive Antwort
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| kartesianisch
| kartesianisch
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* "Glockenstrang-Modell": somatische Schmerzursache → nervale Schmerzübertragung → subjektive Schmerzwahrnehmung
* "Glockenstrang-Modell":<br />somatische Schmerzursache &rarr; nervale Schmerzübertragung &rarr; subjektive Schmerzwahrnehmung
* mechanistisch
* mechanistisch
* dualistisch
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* bei chronischen Schmerzen ohne ausreichenden somatischen Befund Gefahr der Beziehungsstörung:
* bei chronischen Schmerzen ohne ausreichenden somatischen Befund Gefahr der Beziehungsstörung, wenn Arzt/Patient kartesianisch denken:
** Arzt: "Liegt eine psychische Überlagerung oder Aggravation vor?"
** Arzt: "Liegt eine psychische Überlagerung oder Aggravation vor?"
** Patient: "Schaut der Arzt überhaupt am richtigen Ort?"
** Patient: "Schaut der Arzt überhaupt am richtigen Ort?"
* bei somatoformen Schmerzen (verdränte/abgewehrte Konflikte) Problem des Arztes: "Wie kommunizierte ich etwas, was der Patient hat, gerade weil er meint, es nicht zu haben?"


''Quelle: "Weder Descartes noch Freud? Aktuelle Schmerzmodelle in der Psychosomatik" Egloff/Egle/von Känel, Praxis 2008;97:549-557''
''Quelle: "Weder Descartes noch Freud? Aktuelle Schmerzmodelle in der Psychosomatik" Egloff/Egle/von Känel, Praxis 2008;97:549-557''


[[Kategorie:Schmerz]]
[[Kategorie:Schmerz]]

Version vom 29. Februar 2016, 22:16 Uhr

Schmerzmodell Hauptmerkmal sinnvolle Anwendung
vorkartesianisch
  • Strafe, Schuld, Schicksal
  • undifferenzierte Einheit von Körper und Körperwahrnehmung
  • Schmerz = Bedrohung der körperlichen Integrität
  • Arzt = autoritärer Heiler
Sinngebung chronischer Schmerzen kann hilfreich sein, wenn positive Antwort
kartesianisch
  • "Glockenstrang-Modell":
    somatische Schmerzursache → nervale Schmerzübertragung → subjektive Schmerzwahrnehmung
  • mechanistisch
  • dualistisch
akuter Schmerz
modifiziertes kartesianisch "bottom-up"-Prinzip:
biologische Schmerzverstärkung von Peripherie zu ZNS
  • chronischer somatogener Schmerz
  • Neuralgien
  • Schmerzverstärkung bei somatischer Ursache
Freudsches Modell "top-down"-Prinzip:
psychogene/somatoforme Schmerzen
postkartesianisch
  • psychobiologische ZNS-Disposition aufgrund Schmerzerfahrung und Schmerzpriming
  • zentrale Hyperalgesie
  • multifaktorielle Schmerzgenese
  • bei chronischen Schmerzen ohne ausreichenden somatischen Befund Gefahr der Beziehungsstörung, wenn Arzt/Patient kartesianisch denken:
    • Arzt: "Liegt eine psychische Überlagerung oder Aggravation vor?"
    • Patient: "Schaut der Arzt überhaupt am richtigen Ort?"
  • bei somatoformen Schmerzen (verdränte/abgewehrte Konflikte) Problem des Arztes: "Wie kommunizierte ich etwas, was der Patient hat, gerade weil er meint, es nicht zu haben?"

Quelle: "Weder Descartes noch Freud? Aktuelle Schmerzmodelle in der Psychosomatik" Egloff/Egle/von Känel, Praxis 2008;97:549-557