Übertragungsfokussierte Psychodynamische Psychotherapie

Aus psych-med

Grundlagen

  • Otto F. Kernberg
  • Transference Focused Psychotherapy (TFP)
  • störungsspezifisches Verfahren zur Behandlung von Borderline- und Narzisstischen Persönlichkeitsstörungen
  • manualisiert, evidenzbasiert
  • psychodynamische Psychotherapie mit starker Struktur:
    • Rahmenbedingungen, Ziele, Vertrag
    • affektorientiert → Gegenübertragung
    • Klärung/Konfrontation/Deutung
  • Grundlage: Objektbeziehungstheorie → pos./neg. Repräsentationen, "Selbst-Objekt-Affekt-Einheiten"
  • Fokus: Identität → bei PS oft fragmentiert, verzerrt, "split personality" → Spaltung, Polarisierung
  • Integration benötigt positive Erfahrungen
  • Dyade: Selbst ↔ Affekte ↔ andere
  • Übertragung = Aktivierung innerer Objektbeziehungen
  • Therapie: Fokus auf Übertragung (Projektion) → Erkennen, Diskrimination innere/äußere Realität
  • therapeutische Haltung: "technische Neutralität" = Kontrolle der Gegenübertragungs-Impulse
  • typisch: Oszillation/Umkehrung der Objekt-Interaktionen (Opfer/Täter) zwischen Patient und Therapeut
  • Schlüsselmoment: Bewußtheit intolerabler eigener Anteile → Akzeptanz, Integration → Überwindung der inneren Spaltung und Projektion

Behandlungsphasen

diagnostische Phase

  • Screening: Inventar zur Persönlichkeitsorganisation (IPO)
  • psychodynamisch-dimensionale Diagnostik: strukturelles psychodynamisches Interview (STIPO = Structured Interview for Personality Organization)
    • Identitätsintegration
    • Abwehrmechanismen
    • Realitätsprüfung
  • Objektbeziehungsmuster

Therapievertrag

  • Contract Setting → Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Patient und Therapeut
  • Umgang mit zu erwartenden interaktionellen Konflikten und Störungen der Impulskontrolle:
    Suizidalität, selbstschädigendes Verhalten, Tendenz zum Therapieabbruch
  • Stabilisierung des therapeutischen Bündnisses, Symptomreduktion

mittlere Therapiephase

  • typische Übertragungs-/Gegenübertragungsmuster → Beziehungsrepräsentationen
  • Techniken:
    • Klärung: subjektive Wahrnehmung des Patienten ausführlich explorieren, bis Patient/Therapeut sich verstehen
    • Konfrontation: widersprüchliche/konflikthafte Bereiche mitteilen, Diskrepanzen zwischen Kommunikationskanälen (verbal, nonverbal, Übertragung/Gegenübertragung) aufzeigen
    • Deutung: im Hier und Jetzt, bezogen auf Patient-Therapeuten-Beziehung: manifeste dominante vs. umbewusst latent wirksame Obejektbeziehungen → Bewusstmachung; metaphorisch, "Rollenspiel"
  • Stabilisation auf besser integriertem Niveau
  • Indikatoren für Behandlungsfortschritte diskutieren
  • Therapieende thematisieren (z.B. Umgang mit Trennungssituationen)

Trauma-Therapie

  • Tendenz zu Re-Inszenierung
  • desorganisierte Bindungsmuster

Narzissmus

  • Kontinuum pathologischer N. - maligner N. - antisoziale PS - Psychopathie
  • Selbstwert, Neid, Kränkbarkeit, Wunsch nach Anerkennung
  • "Beziehungsfallen":
    • Wunsch nach vs. Angst vor Abhängigkeit
    • Forderung nach idealem Objekt (Therapeut) vs. neidische Bekämpfung

Forensik

  • destruktive Beziehungsmuster
  • primitive Abwehrmechanismen: Spaltung, Idealisierung, Entwertung, Verleugnung
  • Diskrepanz:
    • Behandlerkultur: Vertrauen, Offenheit, Authentizität
    • Patientenkultur: Manipulation, Lüge, Täuschung