Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy: Unterschied zwischen den Versionen

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== Grundlagen ==
== Grundlagen ==


* Therapieverfahren zur Behandlung von chronischen Depressionen
* Therapieverfahren zur Behandlung chronischer Depressionen
* theoretische Fundament:
* entwickelt von James McCullough
** "Entwicklungstheorie von Jean Piaget: Nach dieser Theorie erfolgt im Alter von etwa sieben Jahren normalerweise die Überwindung des „präoperatorischen Denkens“. Kinder lernen in diesem Alter das Prinzip der Perspektivenübernahme, d. h., sie überwinden ihre rein egozentrische Sicht der Dinge und lernen - als Grundlage empathischen Verstehens - sich in andere Personen hineinzuversetzen. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass in einer bestimmten Situation eine bestimmte emotionale Reaktion nur eine von mehreren möglichen Reaktionen darstellt, unterschiedliche Personen in der gleichen Situation durchaus unterschiedlich reagieren können und viele zwischenmenschliche Situationen aufeinander aufbauen, dass also vergangene Situationen die aktuelle Situation mitbeeinflussen. CBASP geht konzenptionell davon aus, dass an chronischer Depression leidende Patienten mit diesem Schritt in ihrer Entwicklung Schwierigkeiten hatten (z. B. aufgrund früher Traumatisierung). Sie erkennen nicht die Wirkung ihres Verhaltens auf andere und somit nicht den Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und seinen Konsequenzen. Die Betroffenen entwickelten daraufhin einen vermeidenden, ängstlichen Lebensstil und können ihre negativ-depressiven Annahmen über das Leben und die Umwelt auch bei wiederholt anderen Erfahrungen nicht korrigieren." (Quelle: wikipedia)
* Grundannahmen/theoretisches Fundament:  
* Circumplex-Modell (Kiesler-Kreis): Beschreibung der Art der Interaktion des Patienten mit seiner Umwelt auf den zwei Dimensionen "dominant-submissiv" und "feindlich-freundlich"  
** Wahrnehmung chronisch Depressiver ist von Umwelt entkoppelt
** kognitives und emotionales Entwicklungsniveau vergleichbar zu '''präoperativem Stadium nach Piaget'''
*** monologisierendes Sprechen oder Schweigen
*** fehlende Perspektivenübernahme → soziales Empathiedefizit
*** fehlende Erkenntnis, dass verschiedene emotionale Reaktionen möglich sind, dass unterschiedliche Personen in der gleichen Situation unterschiedlich reagieren können
*** fehlende Erkenntnis, dass viele zwischenmenschliche Situationen aufeinander aufbauen → vergangene Situationen beeinflussen die aktuelle Situation
*** mangelndes Wissen um Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere = Zusammenhang zwischen eigenem Verhalten und Konsequenzen
*** wenig emotionale Kontrolle unter Stress
*** Folge: vermeidend-ängstlicher Lebensstil, können ihre negativ-depressiven Annahmen über das Leben und die Umwelt auch bei wiederholt anderen Erfahrungen nicht korrigieren
* Circumplex-Modell (Kiesler-Kreis): Beschreibung der Art der Interaktion des Patienten mit seiner Umwelt auf den zwei Dimensionen "dominant-submissiv" und "feindlich-freundlich"


== Inhalte ==
== Inhalte ==


* Fokus auf Interaktionsverhalten:
Fokus auf Interaktionsverhalten:
* Liste prägender Bezugspersonen ("''significant other''") → grundsätzlichen Annahmen
* '''Liste prägender Bezugspersonen''' ("''significant other''") → grundsätzliche Annahmen (Selbstbild/Weltbild), v.a. in den vier Bereichen
* ausführliche Situationsanalysen:  
** Nähe/Intimität
*# Wie beeinflussen diese Grundannahmen aktuell den Umgang mit anderen Personen?
** Emotionale Bedürfnisse
*# Führt dieses Verhalten zum erwünschten Ergebnis?
** Ausdruck negativer Gefühle
* interpersonelle Diskriminationsübungen ("''Interpersonal Discrimination Exercise''", IDE):
** Umgang mit Misserfolgen/Fehlern
*# Interpretationen des Verhaltens anderer erkennen und hinterfragen (z. B. die Erwartung, dass seine Ehefrau genauso reagieren wird wie seine Mutter)
* '''Übertragungshypothesen''' als Implikation formulieren, z. B. "Wenn ich einen Fehler mache bei meinem Therapeuten, dann..."
*# Nutzen der Therapeut-Patient-Beziehung ("''disciplined personal involvement''"): (Gegen-)Übertragung aufgreifen und thematisieren → empathische Rückmeldung
* '''Situationsanalysen''':  
** anhand des Kiesler-Kreises beschrieben, welches interpersonelle Verhalten beim Patienten vorherrschend ist (häufig unterwürfiges Verhalten mit freundlichen oder feindseligen Aspekten, auf das üblicherweise dominant reagiert wird).
** Wie beeinflussen die Interpretationen aktuell den Umgang mit anderen Personen?
Der Therapeut soll auf kontrollierte Weise akomplementär (d. h., nicht dominant) reagieren (kontrollierte Beziehungsaufnahme).
** Führt dieses Verhalten zum erwünschten Ergebnis?
Es werden kausaltheoretische Schlussfolgerungen bezüglich jeder prägenden Bezugsperson abgeleitet.
** Ziel: Überwindung präoperaorischer Funktionsweise → Verhalten hat Konsequenzen
Übertragungshypothesen werden als Implikation formuliert (z. B. „Wenn ich einen Fehler mache bei meinem Therapeuten, dann …“).
* '''interpersonelle Diskriminationsübungen''' ("''Interpersonal Discrimination Exercise''", IDE):
Korrigierende emotionale Erfahrung durch die Wahrnehmung des Unterschieds zwischen dem Therapeutenverhalten und dem früheren Verhalten der prägenden Bezugsperson (Diskriminationstraining: z. B. „Welche Unterschiede können Sie sehen zwischen dem Verhalten ihres Vaters und meinem?“)
** Interpretationen des Verhaltens anderer erkennen und hinterfragen (z. B. die Erwartung, dass die Ehefrau genauso reagiert wie die Mutter)
Aufbau von Verhaltensfertigkeiten (z. B. Selbstsicherheitstraining)
** Wahrnehmung des Unterschieds zwischen dem aktuellen Verhalten des Gegenübers (Therapeut) und dem früheren Verhalten der prägenden Bezugsperson ⇒ '''korrigierende emotionale Erfahrung'''
*** "''Wie würde Ihre Mutter/Vater wohl reagieren?''"
*** "''Wie habe ich reagiert?''"
*** "''Wie unterscheiden sich diese Reaktionen?''"
*** "''Was bedeutet das für Sie, wenn ich anders reagiere als XY?''"
* '''Diszipliniertes persönliches Einlassen''' ("''disciplined personal involvement''"): (Gegen-)Übertragung aufgreifen und thematisieren  
** → empathische Rückmeldung, Nutzen der Therapeut-Patient-Beziehung, Vermittlung empathischen Verhaltens
** anhand des '''Kiesler-Kreises''' beschreiben, welches interpersonelle Verhalten beim Patienten vorherrschend ist
*** Achsen dominant-unterwürfig und freundlich-feindselig → komplementäre Reaktion
*** häufig unterwürfig-freundlich oder unterwürfig-feindselig ⇒ übliche Reaktion: dominant-freundlich oder dominant-feindselig
*** kontrollierte Beziehungsaufnahme: Therapeut reagiert akomplementär (nicht dominant)
* Aufbau von Verhaltensfertigkeiten (z. B. Selbstsicherheitstraining)




[[Kategorie:Therapie]]
[[Kategorie:Therapie]]

Aktuelle Version vom 1. Mai 2017, 12:17 Uhr

Grundlagen

  • Therapieverfahren zur Behandlung chronischer Depressionen
  • entwickelt von James McCullough
  • Grundannahmen/theoretisches Fundament:
    • Wahrnehmung chronisch Depressiver ist von Umwelt entkoppelt
    • kognitives und emotionales Entwicklungsniveau vergleichbar zu präoperativem Stadium nach Piaget
      • monologisierendes Sprechen oder Schweigen
      • fehlende Perspektivenübernahme → soziales Empathiedefizit
      • fehlende Erkenntnis, dass verschiedene emotionale Reaktionen möglich sind, dass unterschiedliche Personen in der gleichen Situation unterschiedlich reagieren können
      • fehlende Erkenntnis, dass viele zwischenmenschliche Situationen aufeinander aufbauen → vergangene Situationen beeinflussen die aktuelle Situation
      • mangelndes Wissen um Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere = Zusammenhang zwischen eigenem Verhalten und Konsequenzen
      • wenig emotionale Kontrolle unter Stress
      • Folge: vermeidend-ängstlicher Lebensstil, können ihre negativ-depressiven Annahmen über das Leben und die Umwelt auch bei wiederholt anderen Erfahrungen nicht korrigieren
  • Circumplex-Modell (Kiesler-Kreis): Beschreibung der Art der Interaktion des Patienten mit seiner Umwelt auf den zwei Dimensionen "dominant-submissiv" und "feindlich-freundlich"

Inhalte

Fokus auf Interaktionsverhalten:

  • Liste prägender Bezugspersonen ("significant other") → grundsätzliche Annahmen (Selbstbild/Weltbild), v.a. in den vier Bereichen
    • Nähe/Intimität
    • Emotionale Bedürfnisse
    • Ausdruck negativer Gefühle
    • Umgang mit Misserfolgen/Fehlern
  • Übertragungshypothesen als Implikation formulieren, z. B. "Wenn ich einen Fehler mache bei meinem Therapeuten, dann..."
  • Situationsanalysen:
    • Wie beeinflussen die Interpretationen aktuell den Umgang mit anderen Personen?
    • Führt dieses Verhalten zum erwünschten Ergebnis?
    • Ziel: Überwindung präoperaorischer Funktionsweise → Verhalten hat Konsequenzen
  • interpersonelle Diskriminationsübungen ("Interpersonal Discrimination Exercise", IDE):
    • Interpretationen des Verhaltens anderer erkennen und hinterfragen (z. B. die Erwartung, dass die Ehefrau genauso reagiert wie die Mutter)
    • Wahrnehmung des Unterschieds zwischen dem aktuellen Verhalten des Gegenübers (Therapeut) und dem früheren Verhalten der prägenden Bezugsperson ⇒ korrigierende emotionale Erfahrung
      • "Wie würde Ihre Mutter/Vater wohl reagieren?"
      • "Wie habe ich reagiert?"
      • "Wie unterscheiden sich diese Reaktionen?"
      • "Was bedeutet das für Sie, wenn ich anders reagiere als XY?"
  • Diszipliniertes persönliches Einlassen ("disciplined personal involvement"): (Gegen-)Übertragung aufgreifen und thematisieren
    • → empathische Rückmeldung, Nutzen der Therapeut-Patient-Beziehung, Vermittlung empathischen Verhaltens
    • anhand des Kiesler-Kreises beschreiben, welches interpersonelle Verhalten beim Patienten vorherrschend ist
      • Achsen dominant-unterwürfig und freundlich-feindselig → komplementäre Reaktion
      • häufig unterwürfig-freundlich oder unterwürfig-feindselig ⇒ übliche Reaktion: dominant-freundlich oder dominant-feindselig
      • kontrollierte Beziehungsaufnahme: Therapeut reagiert akomplementär (nicht dominant)
  • Aufbau von Verhaltensfertigkeiten (z. B. Selbstsicherheitstraining)