Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy

Aus psych-med

Grundlagen

  • Therapieverfahren zur Behandlung chronischer Depressionen
  • entwickelt von James McCullough
  • Grundannahmen/theoretisches Fundament:
    • Wahrnehmung chronisch Depressiver ist von Umwelt entkoppelt
    • kognitives und emotionales Entwicklungsniveau vergleichbar zu präoperativem Stadium nach Piaget
      • monologisierendes Sprechen oder Schweigen
      • fehlende Perspektivenübernahme → soziales Empathiedefizit
      • Erkenntnis, dass verschiedene emotionale Reaktionen möglich sind, dass unterschiedliche Personen in der gleichen Situation unterschiedlich reagieren können
      • Erkenntnis, dass viele zwischenmenschliche Situationen aufeinander aufbauen → vergangene Situationen beeinflussen die aktuelle Situation
      • Wissen um Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere = Zusammenhang zwischen eigenem Verhalten und Konsequenzen
      • wenig emotionale Kontrolle unter Stress
      • Folge: vermeidend-ängstlicher Lebensstil, können ihre negativ-depressiven Annahmen über das Leben und die Umwelt auch bei wiederholt anderen Erfahrungen nicht korrigieren
  • Circumplex-Modell (Kiesler-Kreis): Beschreibung der Art der Interaktion des Patienten mit seiner Umwelt auf den zwei Dimensionen "dominant-submissiv" und "feindlich-freundlich"

Inhalte

Fokus auf Interaktionsverhalten:

  • Liste prägender Bezugspersonen ("significant other") → grundsätzliche Annahmen (Selbstbild/Weltbild), v.a. in den vier Bereichen
    • Nähe/Intimität
    • Emotionale Bedürfnisse
    • Ausdruck negativer Gefühle
    • Umgang mit Misserfolgen
  • ausführliche Situationsanalysen:
    1. Wie beeinflussen diese Grundannahmen aktuell den Umgang mit anderen Personen?
    2. Führt dieses Verhalten zum erwünschten Ergebnis?
  • interpersonelle Diskriminationsübungen ("Interpersonal Discrimination Exercise", IDE):
    1. Interpretationen des Verhaltens anderer erkennen und hinterfragen (z. B. die Erwartung, dass die Ehefrau genauso reagiert wie die Mutter)
    2. Nutzen der Therapeut-Patient-Beziehung: Diszipliniertes persönliches Einlassen ("disciplined personal involvement"): (Gegen-)Übertragung aufgreifen und thematisieren → empathische Rückmeldung
    • anhand des Kiesler-Kreises beschreiben, welches interpersonelle Verhalten beim Patienten vorherrschend ist (häufig unterwürfig-freundlich oder unterwürfig-feindselig ⇒ übliche Reaktion: dominant-freundlich oder dominant-feindselig)
    • kontrollierte Beziehungsaufnahme: Therapeut reagiert akomplementär (nicht dominant)
    • Schlussfolgerungen bezüglich der prägenden Bezugspersonen ableiten
    • Übertragungshypothesen als Implikation formulieren, z. B. "Wenn ich einen Fehler mache bei meinem Therapeuten, dann..."
    • Diskriminationstraining: z. B. "Welche Unterschiede können Sie sehen zwischen dem Verhalten ihres Vaters und meinem?" ⇒ Wahrnehmung des Unterschieds zwischen dem aktuellen Verhalten des Gegenübers (Therapeut) und dem früheren Verhalten der prägenden Bezugsperson ⇒ korrigierende emotionale Erfahrung
  • Aufbau von Verhaltensfertigkeiten (z. B. Selbstsicherheitstraining)