Entwicklungsphasen nach Freud

Aus psych-med

Grundlagen

  • Hypothese von Freud: menschliche Sexualität von Geburt an wirksam
  • festgelegte Entwicklungsstufen der Libidobesetzung: Autoerotismus → Narzissmus → Objektwahl
  • entwicklungsbedingtes Verhalten und Ansprüche des Kindes → Konflikt mit Ansprüchen der Umwelt
  • Ziel: Zurückstellen des Lustprinzips (Triebwünsche → ES) zugunsten des Realitätsprinzip (→ ICH)
  • Lösung der Konflikte → wichtige Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung
  • unter problematischen Bedingungen → Ausgangspunkte für spätere Persönlichkeitsstörungen
  • Grundlage der psychoanalytischen Charakterologie → oraler/analer/uethraler/phallisch-narzisstischer/genitaler Charakter

Phasen

Phase Alter Entwicklung
oral 0-2
  • Mund als primäre Quelle der Befriedigung (Saugen, Lutschen); danach Fokus auf andere erogene Zonen, oraler Lustgewinn aber weiterhin möglich (z.B. Küssen);
  • primärer Narzissmus: Libido ganz auf sich selbst gerichtet (noch Symbiose/Fusion von Kind/Mutter); normales Duchgangsstadium in der Entwicklung der Objektbeziehungen während der prägenitalen Phasen
anal 2-3
  • Befriedigung durch Ausscheiden (Defäkation) und Kontrolle (Zurückhaltung);
  • wichtig für Sauberkeitserziehung, Erlernen des sozialen Miteinanders, Konfliktfähigkeit und (spätere) Über-Ich-Entwicklung;
  • Konflikte durch kulturelle Normen/Sauberkeitserziehung der Eltern/Erzieher
  • "analer Charakter": Geiz, Pedanterie, Zwanghaftigkeit
phallisch
ödipal
3-5
  • Erforschung des eigenen Körpers mit Anfassen und Stimulieren von Penis/Klitoris → Konflikte mit kulturellen Normen und elterlichen Moralvorstellungen.
  • "Ödipuskonflikt": Begehren der Mutter → Konkurrenz mit dem Vater (nach C.G. Jung bei Frauen: Elektrakomplex);
  • Überwindung: aus Kastrationsangst → Verzicht auf Mutter, Unterordnung und Identifikation mti dem Vater → Erwerb der Geschlechterrolle
  • Nicht-Überwindung des Konfliktes: Mangelnde Loslösung vom geliebten Elternteil, Nichtbejahung der eigenen Geschlechterrolle, Identifizierung mit dem anderen Geschlecht, Liebesunfähigkeit
Latenzperiode 5-11
  • Befriedigung durch Erlangen von Fähigkeiten und Erkundung der Umwelt
  • Fähigkeit zum Lustverzicht/-verschiebung (Frustrationstoleranz) oder -umwandlung (Sublimierung)
  • Übernahme kultureller Werte (→ Über-Ich-Entwicklung) und Erwerb kognitiver Fähigkeiten
  • Verdrängung der Sexualität, sexuelle Energie kanalisiert in soziale Beziehungen und Aufbau von Abwehr gegen Sexualität
genital > 11
  • Vorpubertät, Sexualhormone → Verstärkung der Sexualität
  • neuer Aspekt: Fortpflanzung, nicht mehr nur Lustbefriedigung
  • bisher sexuelle Energie selbstbezogen und Sexualobjekt innerhalb der Familie, jetzt außerhalb der Familie (Exogamie)
  • Sexualität im Dienst von Partnerschaft → nicht mehr nur Lustbefriedigung oder Kinderzeugung, sondern wichtige Form sozialer Interaktion und Kommunikation