Gestalttherapie: Unterschied zwischen den Versionen

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== Begriffe ==
== Begriffe ==


* '''Gestalt''':
=== Gestalt ===
** = ein sinnvolles Ganzes, Sinn, Struktur, kohärente Gesamtheit
** entsteht im Vordergrund vor einem Hintergrund (→ Gestaltpsychologie, Wahrnehmungspsychologie)
** Wirklichkeit von vereinzelten Sinnesqualitäten/Einzelelemente wird verneint → Wahrnehmung nur als sinnvolle Ganzheiten = "Gestalten" möglich
** Wahrnehmung, soziales Leben, Eigenexistenz → Ausdruck einer komplexen Sinngebung
** "Das Ganze ist mehr/anders als die Summe seiner Einzelelemente"
** Bedürfnis = offene Gestalt → taucht aus/vor Hintergrund auf → wird im Vordergrund zur Figur → muss geschlossen werden → taucht wieder in Hintergrund ein


* = ein sinnvolles Ganzes, Sinn, Struktur, kohärente Gesamtheit
* entsteht im Vordergrund vor einem Hintergrund (→ Gestaltpsychologie, Wahrnehmungspsychologie)
* Wirklichkeit von vereinzelten Sinnesqualitäten/Einzelelemente wird verneint → Wahrnehmung nur als sinnvolle Ganzheiten = "Gestalten" möglich
* Wahrnehmung, soziales Leben, Eigenexistenz → Ausdruck einer komplexen Sinngebung
* "Das Ganze ist mehr/anders als die Summe seiner Einzelelemente"
* Bedürfnis = offene Gestalt → taucht aus/vor Hintergrund auf → wird im Vordergrund zur Figur → muss geschlossen werden → taucht wieder in Hintergrund ein
=== Gewahrsein (''awareness'') ===
* = Achtsamkeit
, Wahrnehmung aller gerade vorhandenen und zugänglichen Gefühle, Empfindungen und Verhaltensweisen des Klienten. Der Klient soll dadurch in die Lage versetzt werden, seine Kontaktstörungen, die ihn daran hindern, mit seiner Umwelt in einen befriedigenden Austausch zu treten, als solche zu erkennen und zu erleben. Über die Reaktivierung emotionaler Bedürfnisse und der Wahrnehmung derselben soll es dem Klienten ermöglicht werden, seine Kontaktstörung zu überwinden.
Bewusstheit bzw. Gewahrsein kann sowohl eine absichtslose, aktive, innere Haltung der Aufmerksamkeit/Achtsamkeit als auch eine mehr gerichtete Form der Aufmerksamkeit/Achtsamkeit bezeichnen und sich auf alle Phänomene der Wahrnehmung und des Erlebens richten. Daraus folgt eines der wichtigsten Arbeitsprinzipien der Gestalttherapie, das Prinzip des Hier-und-Jetzt: Die gegenwärtige Situation, auch die zwischen Klient und Therapeut, wird als der entscheidende „Ort“ betrachtet, wo Veränderung geschieht. Vergangenheit und Zukunft kommen auch in dieser gegenwärtigen Situation ins Spiel: z. B. als Erinnerung oder als Planung. Methodisch geschieht die Förderung des Gewahrseins u. a. durch die direkte Rückmeldung des Therapeuten oder durch den Einsatz von Übungen oder von Experimenten, die aus der konkreten Therapiesituation heraus entwickelt werden.





Version vom 14. Januar 2016, 17:47 Uhr

Grundlagen

  • Fritz und Laura Perls, Paul Goodmann
  • 1951 Hauptwerk "Gestalttherapie"
  • nach Trennung:
    • Fritz Perls → eher harter, oft konfrontativer "Westküstenstil"
    • Laura Perls → weicherer und integrativer "Ostküstenstil"
  • phänomenologisch, erfahrungs- und erlebensorientiert
  • Ziel: Stimmigkeit und Integration psychischer Prozesse, Reifung der Persönlichkeit nach innen und außen
  • Entwicklung aus Psychoanalyse → Kritik und Abgrenzung
  • Merkmale/Ziele:
    • Bewusstheit/Gewahrsein ("awareness") für alle gerade vorhandenen Gefühle, Gedanken, Empfindungen, Verhaltensweisen
    • Erkennen automatisierter/unbewusster Verhaltensmuster → Entscheidungsmöglichkeit
    • konkrete Arbeit an aktuellen Situationen und an der Beziehung zwischen Klient und Therapeut
    • Therapeut als partnerschaftlichen Begleiter → Techniken/Übungen gemeinsam entwickeln = Angebot
    • Ziele insgesamt und im Einzelfall immer transparent

Begriffe

Gestalt

  • = ein sinnvolles Ganzes, Sinn, Struktur, kohärente Gesamtheit
  • entsteht im Vordergrund vor einem Hintergrund (→ Gestaltpsychologie, Wahrnehmungspsychologie)
  • Wirklichkeit von vereinzelten Sinnesqualitäten/Einzelelemente wird verneint → Wahrnehmung nur als sinnvolle Ganzheiten = "Gestalten" möglich
  • Wahrnehmung, soziales Leben, Eigenexistenz → Ausdruck einer komplexen Sinngebung
  • "Das Ganze ist mehr/anders als die Summe seiner Einzelelemente"
  • Bedürfnis = offene Gestalt → taucht aus/vor Hintergrund auf → wird im Vordergrund zur Figur → muss geschlossen werden → taucht wieder in Hintergrund ein

Gewahrsein (awareness)

  • = Achtsamkeit

, Wahrnehmung aller gerade vorhandenen und zugänglichen Gefühle, Empfindungen und Verhaltensweisen des Klienten. Der Klient soll dadurch in die Lage versetzt werden, seine Kontaktstörungen, die ihn daran hindern, mit seiner Umwelt in einen befriedigenden Austausch zu treten, als solche zu erkennen und zu erleben. Über die Reaktivierung emotionaler Bedürfnisse und der Wahrnehmung derselben soll es dem Klienten ermöglicht werden, seine Kontaktstörung zu überwinden.

Bewusstheit bzw. Gewahrsein kann sowohl eine absichtslose, aktive, innere Haltung der Aufmerksamkeit/Achtsamkeit als auch eine mehr gerichtete Form der Aufmerksamkeit/Achtsamkeit bezeichnen und sich auf alle Phänomene der Wahrnehmung und des Erlebens richten. Daraus folgt eines der wichtigsten Arbeitsprinzipien der Gestalttherapie, das Prinzip des Hier-und-Jetzt: Die gegenwärtige Situation, auch die zwischen Klient und Therapeut, wird als der entscheidende „Ort“ betrachtet, wo Veränderung geschieht. Vergangenheit und Zukunft kommen auch in dieser gegenwärtigen Situation ins Spiel: z. B. als Erinnerung oder als Planung. Methodisch geschieht die Förderung des Gewahrseins u. a. durch die direkte Rückmeldung des Therapeuten oder durch den Einsatz von Übungen oder von Experimenten, die aus der konkreten Therapiesituation heraus entwickelt werden.