Konflikt
Aus psych-med
- Bestandteil/Grundaufgabe der menschlichen Entwicklung
- stets unbewusst
- repetitive Muster
- pathologisch, wenn gewählte Bewältigungsform
- Symptome verursacht (Symptomneurose)
- Verformung der Persönlichkeit verursacht (Charakterneurose)
- besteht zwischen emotionalen Grundbedürfnissen (Trieb) und gesellschaftlichen Regeln (Über-Ich) bzw. Realität (Ich)
- unterscheide
- äußere/interpersonelle Konflikte
- innere Konflikte: widerstreitende seelische Tendenzen
- verinnerlichte Konflikte = infantile Konflikte
- Internalisierung von Konflikten aus Beziehungserfahrungen → Widersprüche zwischen Selbst- und Objektrepräsentanzen
- abhängig von Entwicklungsstufe, Ich-Reifung, Objekte = primäre Bezugspersonen
- je nach Alter Angst vor Vernichtung, Verlust, Trennung, aggressiven Impulsen, Liebesverlust, Bestrafung
- pathogene Konflikte: keine altersgerechte Lösung → Reaktivierung bei erneuter Konfrontation mit Entwicklungsaufgabe → unerträgliches Maß an Angst ⇒ Symptombildung → Angstabwehr!
- auch Scham (→ gegenüber dem Selbst = intrapsychischer Beobachter) oder Schuld (→ Dominanz der Über-Ichs)
- setzt reife psychische Substrukturen voraus, zwischen denen sich Spannung aufbauen kann
- bei früher Störung (unreife Struktur = psychischer Innenraum) kein intrapsychischer Konflikt, sondern Bedürfnisspannung und Frustration, die auf Außenobjekte gerichtet werden
aktueller Konflikt
- auslösende Situation (Versuchung, Versagung) → Mobilisierung von Triebwünschen → Über-Ich-Verbot → Ich-Abwehr → Signalangst → je nach Abwehr (schwach →) Triebentladung oder (stark →) Symptom → Angstreduktion = primärer Krankheitsgewinn
- DD Aktualkonflikt = Konflikthafte Belastung → bewusst:
- aktuelle äußere Lebensbelastung → ausreichend als Erklärung der Symptomatik
- keine Wiederholung/repetitives Muster
- z.B. Trauer nach Verlust, Angst nach Trauma
- VT:
- Diskordanz = Appetenz-Appetenz-Konflikt
- kognitive Dissonanz = Verhalten-Einstellung
Grundkonflikte nach OPD
- acht Konflikttypen, jeweils aktiver (kontraphobisch) und passiver Modus (Resignation, Anpassung)
Konflikt | passiver Modus | aktiver Modus |
---|---|---|
Abhängigkeit vs. Individuation | Suche nach dependenter Beziehung, Abhängigkeit Krankheit als "willkommene Abhängigkeit" |
emotionale Unabhängigkeit, Unterdrückung von Bindungswünschen Krankheit als existenzielle Bedrohung |
Unterwerfung vs. Kontrolle | Erleben und Verhalten geprägt von Gehorsam und Unterwerfung Krankheit als Schicksal, dem man sich fügen muss |
Kontrolle und Auflehnung ("Kampf") Krankheit als Feind, muss "bekämpft" werden |
Versorgung vs. Autarkie | Versorgungs- /Geborgenheitswünsche → abhängig, passiv, anklammernd bei Krankheit passiv-anklamernd |
Ablehnung von Hilfe(Wünschen), Anspruchslosigkeit nach außen (innen?); altruistische Konfliktverarbeitung → anderen die Hilfe/Versorgung geben, die man selbst unbewusst wünscht (Projektion) bei Krankheit wird Hilfe abgewehrt |
Selbstwert vs. Objektwert | Minderwertigkeit, Idealisierung/Aufwertung der anderen, Resignation Krankheit kann positiv sein für Selbstbild (Bestätigung) |
dauernde Anstrengung zur Aufrechterhaltung des brüchigen Selbstwertgefühls → pseudo-selbstsicher, Narzissmus → Größenwahn, Abwertung anderer Krankheit → Selbstwertkrise |
Über-Ich- und Schuldkonflikte | Schuldübernahme, masochistische Unterwerfung, Selbstvorwürfe Krankheit → eigene Schuld |
generelle Schuldzuweisung an andere, Abwehr von Schuldgefühlen Krankheit → Schuld anderer, "reparier mich" |
Ödipal-sexuelle Konflikte | komplette Abwehr eigener Erotik und Sexualität → fehlt in Wahrnehmung, Kognition, Affekt | Sexualität dominiert alle Lebensbereiche (aber ohne Befriedigung) |
Identitätskonflikte | Übernahme von Geschlechts-, Rollen oder Gruppenidentität anderer | Überspielen der Identitätsambivalenz |
Fehlende Konflikt- und Gefühls-Wahrnehmung | Nicht-Wahrnehmung von Konflikten, Gefühlen und Bedürfnissen bei sich und anderen | Ersetzung durch sachlich-technische oder philosophische Beschreibungen |