Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch
Aus psych-med
- engl MOH = medication overuse headache
- häufig überhöhtes Anspruchsniveau → durch die Kopfschmerzen in der Umsetzung ihres Anspruchs bedroht → kompensatorisch verstärkte Schmerzmitteleinnahme
Diagnosekriterien
- Kopfschmerz an ≥ 15 Tagen/Monat
- Übergebrauch jeglicher Schmerzmittel seit > 3 Monaten
- entscheidend nicht Dosis/Anzahl Tabletten, sondern Einnahmetage/Monat, auch Einnahme verschiedener Analgetika!
- an ≥ 10 Tagen pro Monat für (10-20-Regel):
- Kombinationsanalgetika (v.a. mit Koffein)
- Triptane
- Opioide
- Ergotamin
- an ≥ 15 Tagen pro Monat für einfache Analgetika (seltener)
- an ≥ 10 Tagen pro Monat für (10-20-Regel):
- Entwicklung oder deutliche Zunahme der Kopfschmerzhäufigkeit während des Schmerzmittelübergebrauchs
Therapie
- Aufklärung über Diagnose und Therapie
- Medikamentenpause:
- Abruptes Absetzen aller Schmerzmittel
- mindestens 7-12 Tage, bis zu 8 Wochen
- Kriterium: drei aufeinanderfolgende schmerzfreie Tage → sonst kein MOH
- Behandlung der Entzugssymptome:
- Übelkeit und Erbrechen:
- Domperidon (Motilium) 3x tgl. 1 Tablette (10 mg) oder Dimenhydrat (Vomex)
- PPI
- Entzugs-/Umstelungskopfschmerz (v.a. bei Migräne nach 2-4 Tagen):
- Kortison, z. B. Prednisolon die ersten zwei Tage 100 mg i.v., dann schrittweise Reduktion über 5-10 Tage p.o.
- möglich, aber besser nicht: Naproxen 2x tägl. 500 mg oder ASS 500-1000 mg i. v.
- ggf. unterstützend: TZA (Doxepin) oder Neuroleptika (Melperon) zur Schmerzdistanzierung
- Übelkeit und Erbrechen:
- danach Prophylaxe des primären Kopfschmerzes (Migräne bzw. Kopfschmerz vom Spannungstyp) und Akuttherapie wieder möglich
- Verhaltenstherapeutische Begleittherapie