Verhaltensanalyse
Aus psych-med
Grundlagen
- Verhaltensanalyse
- Problemanalyse: Was?
- Bedingungsanalyse: Wann? → Mikroanalyse
- Funktionsanalyse: Wozu? → Makroanalyse
Mikroanalyse: Symptomverhalten
- = horizontale Analyse
- eine/mehrere exemplarische Verhaltensketten mit Zusammenhang zu Beschwerden
- Merkmale des Problemverhaltens:
- Frequenz: Verhaltensexzess / Verhaltensdefizit
- Intensität: zu stark, zu schwach
- Situation: Beruf, Freizeit
- Erfassung aller Ebenen:
- subjektiv-kognitiv: Gedanken des Patienten → Selbstbericht, Fragebogen
- emotional: Gefühle
- Verhalten: Selbst-/Fremdbeurteilung/-beobachtung
- physiologisch: Selbsterleben, objektive Messung (z.B. BFB)
hypothetisches Bedingungsmodell → SORCK-Schema
(nach Saslow/Kanfer)
- S – Situation/Stimulus (extern/intern, das Verhalten auslösende Bedingungen)
- S-delta: blockierende Bedingung
- O – Organismusvariable: biologisch-physiologische und psychisch-lerngeschichtliche Voraussetzungen (überdauernde Kognitionen, Einstellungsmuster, Persönlichkeits-/Verarbeitungsstile)
- R – Reaktion (4 Verhaltensebenen: kognitiv, physiologisch-vegetativ, emotional-affektiv, motorisch)
- K – Kontingenz (Regelmäßigkeit der Konsequenz, stetig/intermittierend, unmittelbar/verzögert)
- C – Consequenz:
- C+ = positive Verstärkung = Belohnung
- C- = direkte Bestrafung
- C+/ = indirekte Bestrafung (entfernt positiven Zustand = Nachteil)
- C-/ = negative Verstärkung
- (keine Konsequenz = Löschung)
Verhaltensdeteminanten
Beschreibung | Beispiel | |
---|---|---|
Alpha (α) | Beobachtbare Ebene Externe Umgebung |
Berufliche und partnerschaftliche Situation |
Beta (β) | Kognitive Prozesse und Inhalte | Prozesse: Denken, Wahrnehmen, Erinnern, Bewerten Inhalte: Ziele, Wünsche, Pläne |
Gamma (γ) | Biologisch-physiologische Ebene | Endokrine Steuerungsmechanismen, z. B. Hunger- und Sättigungsreaktion; akute Infektion, Fieber; Alkohol-, Drogen- und Medikamenteneinflüsse |
Makroanalyse = funktionale Bedingungsanalyse
- = vertikale Analyse
- Übergeordnetes Störungsmodell
- Anamnese, somatischer, psychischem Befund
- Hypothese über Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung (verursachende, auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen)
- Bottom up: vom Verhalten auf Ziele schließen → Frage: Wozu?
- Top down: mit welchen Mitteln wird versucht, ein Ziel zu ereichen → Frage: Womit/Wodurch?
- Funktionalität (intraindividuell / interaktionell) = primärer / sekundärer Krankheitsgewinn
- subjektives Krankheitsverständnis, Überzeugungen des Patienten
- Lebensbedingungen
- soziale, emotionale, wirtschaftliche Rahmenbedingungen
- Bedeutung der Probleme für sein Leben
- Mögliche Folgen einer Therapie
- Motivation
- Motivationsschwierigkeiten (z.B. Angst vor Veränderung, sekundärer Krankheitsgewinn, Kompetenzdefizite)
- motivationsfördernde Aspekte (z.B. Leidensdruck, intrinsische Motivation, Belohnungen nach einer erfolgreichen Therapie)
- Veränderungsmöglichkeiten
- Fragen:
- Welche Probleme und Schwierigkeiten liegen vor (präzise Beschreibung der Probleme)?
- Was sind aufrechterhaltende, verstärkende, abschwächende Faktoren (Bedingungen der Probleme)?
- Gibt es relevante biologische Variablen (körperliche Krankheiten, Einnahme von Drogen, Medikamenten, Alkohol, Nikotin)?
- Welche Versuche hat der Patient bisher gemacht, um die Probleme selbst zu bewältigen (Selbstkontrollversuche)?
- Wie sind die Probleme entstanden (Genese)?
Health Belief Model
- Wie erklärt sich der Patient seine Probleme?
- Welche Erwartungen hat er gegenüber der Therapie und dem Therapeuten?
- Situationserwartung
- Kompetenzerwartung
- Ergebniserwartung
- Kontingenzerwartung