Borderline-Persönlichkeitsstörung: Unterschied zwischen den Versionen

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Zusammenfassung von http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline-Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
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mit Ergänzungen
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== Diagnosekriterien ==
nach [[DSM-IV]]: Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt oftmals im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.
Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wenn von einer solchen Störung gesprochen wird:
# Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden (ohne Suizidalität/SV → Kriterium 5)
# Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertunggekennzeichnet ist
# Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung
# Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen, z.B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, Risikoverhalten (ohne Suizidalität/SV → Kriterium 5)
# Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzendes Verhalten
# Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung, z.B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern
# Chronische Gefühle von Leere
# Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen
# Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome


== Symptomatik ==
== Symptomatik ==

Version vom 13. September 2014, 11:49 Uhr

Zusammenfassung von http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline-Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung mit Ergänzungen

Diagnosekriterien

nach DSM-IV: Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt oftmals im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wenn von einer solchen Störung gesprochen wird:

  1. Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden (ohne Suizidalität/SV → Kriterium 5)
  2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertunggekennzeichnet ist
  3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung
  4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen, z.B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, Risikoverhalten (ohne Suizidalität/SV → Kriterium 5)
  5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzendes Verhalten
  6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung, z.B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern
  7. Chronische Gefühle von Leere
  8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen
  9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome

Symptomatik

  • Impulsivität und Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, Stimmung und Selbstbild
  • dissoziative Störungen
  • Depressionen
  • Selbstverletzendes Verhalten


Denkmuster

  • charakteristische dichotome Denkmuster, "Schwarz-Weiß-Denken"
  • wechselnde Idealisierung und Entwertung bestimmter Mitmenschen
  • Selbstbild zwischen Minderwertigkeit und Allmacht-Phantasien (respektive Größenwahn)
  • gleichzeitige Aktivierung widersprüchlicher Grundannahmen
  • projektive Identifikation: Abwehrmechanismus

Dissoziative Symptome

  • natürliche Reaktion auf extreme seelische Belastungen
  • unverarbeitbare Erlebnisse zeitlos „eingefroren“ von der Persönlichkeit abgetrennt, v.a. extreme Gefühle und Gedanken, teilweise autarke Persönlichkeitsanteile
  • Formen: Depersonalisation, Derealisation, Dämmerzustände, Denkstörungen, (Teil-)Amnesien, Hymnesien (negative Überflutungen), Zwangsgedanken, Kontrollverlust

Sozialverhalten

  • Problem der Nähe-/Distanz-Regulation → Angst vor Nähe ⇔ Angst vor dem Alleinsein
  • häufig wechselndes Sozialkontakten und/oder Sozialkreise
  • abnormes und/oder riskantes Sexualverhalten kommen, z. B. Wechsel von Anhedonie und Promiskuität
  • Manipulatives Verhalten, Bedürfnis, Beziehungen zu kontrollieren

Bindungstypen

  • unsicher-ambivalent: Beziehungssehnsucht/Verschmelzungswünsche ⇔ Gefühle von Einengung und Zwang (Wut, Ärger)
  • unsicher-desorganisiert: feindselig bestrafend oder tröstend fürsorglich → Beziehungskontrolle

Emotionalität

affektive Instabilität

  • extreme und labile Gefühlswelt → kurzwellige Stimmungsschwankungen und tiefe emotionale Krisen
  • niedrige Reizschwelle
  • quälende und diffuse Spannungszustände, teilweise auch als Gefühl von innerer Leere
  • durch die extreme Gefühlswelt hartnäckige Schlafstörungen

Impulskontrolle

  • v.a. selbstschädigendes, aber auch fremdschädigendes Verhalten sein → Versuch der Emotions-/Impulsunterdrückung

Emotionale Dynamik

  • v.a. Angst, Wut und Verzweiflung, außerdem Schuldgefühle und Depression (resp. Trauer, Leere, Resignation).
  • Dynamik von Macht und Ohnmacht:
    • Gefühlte Ohnmacht bzw. Hilflosigkeit → Verzweiflung
    • Macht → Kontrolle
  • Angst/Panik: Gefühl einer existenziellen Bedrohung (insbesondere der Ich-Struktur) → Hauptursache der Aggression
  • mögliche Folgen: Kontrollzwänge, Gewaltpotentiale und/oder krankhafter Ehrgeiz

Herstellung der Affektlosigkeit

  • Phasen völliger Affektlosigkeit: für die Mehrheit entlastend
  • spezifischer Mechanismus zur Angstabwehr neben der Umwandlung in Wut, dem Agieren (Angstkontrolle durch Selbst- und Fremdschädigung) und der Projektion
  • extreme Zustände (Selbstverletzung, schnelles Autofahren, exzessiver Drogenmissbrauch) → sich selbst spüren, Spannungen abzubauen, sich bestrafen, sich betäuben

Spezifische Ängste

  • Angst vor Nähe
  • Angst vor dem Alleinsein/Beziehungsverlust/Verlassenwerden
    • Angst vor Verlust eines sozialen Objekts
    • Angst vor Verlust der Liebe des Objekts
  • Angst vor Selbstverlust (Persönlichkeit, Identität, sich selbst)
  • Angst vor sich selbst: Kontrolle über eigene Phantasien, Bedürfnisse, problematische Gefühle zu verlieren
  • Angst vor struktureller Regression: den Ich-Status zu verlieren verlieren

Therapie

Psychotherapie


Medikation

  • kein Medikament zugelassen!
  • SSRI: kein Effekt!
  • unbedingt vermeiden:
    • Benzodiazepine
    • Polypharmakotherapie
  • Atypika:
    • Aripiprazol: off label, initial bis ausreichendes Selbstmanagement erreicht
    • Olanzapin kontraindiziert → Suizidalität ↑
  • Mood stabilizer:
    • Lamotrigin, Topiramat, Valproat (teratogen) → Wirksamkeit unklar
  • Sedierung nur initial wirksam