Borderline-Persönlichkeitsstörung

Aus psych-med

Zusammenfassung von http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline-Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung mit Ergänzungen

Symptomatik

  • Impulsivität und Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, Stimmung und Selbstbild
  • dissoziative Störungen
  • Depressionen
  • Selbstverletzendes Verhalten


Denkmuster

  • charakteristische dichotome Denkmuster, "Schwarz-Weiß-Denken"
  • wechselnde Idealisierung und Entwertung bestimmter Mitmenschen
  • Selbstbild zwischen Minderwertigkeit und Allmacht-Phantasien (respektive Größenwahn)
  • gleichzeitige Aktivierung widersprüchlicher Grundannahmen
  • projektive Identifikation: Abwehrmechanismus

Dissoziative Symptome

  • natürliche Reaktion auf extreme seelische Belastungen
  • unverarbeitbare Erlebnisse zeitlos „eingefroren“ von der Persönlichkeit abgetrennt, v.a. extreme Gefühle und Gedanken, teilweise autarke Persönlichkeitsanteile
  • Formen: Depersonalisation, Derealisation, Dämmerzustände, Denkstörungen, (Teil-)Amnesien, Hymnesien (negative Überflutungen), Zwangsgedanken, Kontrollverlust

Sozialverhalten

  • Problem der Nähe-/Distanz-Regulation → Angst vor Nähe ⇔ Angst vor dem Alleinsein
  • häufig wechselndes Sozialkontakten und/oder Sozialkreise
  • abnormes und/oder riskantes Sexualverhalten kommen, z. B. Wechsel von Anhedonie und Promiskuität
  • Manipulatives Verhalten, Bedürfnis, Beziehungen zu kontrollieren

Bindungstypen

  • unsicher-ambivalent: Beziehungssehnsucht/Verschmelzungswünsche ⇔ Gefühle von Einengung und Zwang (Wut, Ärger)
  • unsicher-desorganisiert: feindselig bestrafend oder tröstend fürsorglich → Beziehungskontrolle

Emotionalität

affektive Instabilität

  • extreme und labile Gefühlswelt → kurzwellige Stimmungsschwankungen und tiefe emotionale Krisen
  • niedrige Reizschwelle
  • quälende und diffuse Spannungszustände, teilweise auch als Gefühl von innerer Leere
  • durch die extreme Gefühlswelt hartnäckige Schlafstörungen

Impulskontrolle

  • v.a. selbstschädigendes, aber auch fremdschädigendes Verhalten sein → Versuch der Emotions-/Impulsunterdrückung

Emotionale Dynamik

  • v.a. Angst, Wut und Verzweiflung, außerdem Schuldgefühle und Depression (resp. Trauer, Leere, Resignation).
  • Dynamik von Macht und Ohnmacht:
    • Gefühlte Ohnmacht bzw. Hilflosigkeit → Verzweiflung
    • Macht → Kontrolle
  • Angst/Panik: Gefühl einer existenziellen Bedrohung (insbesondere der Ich-Struktur) → Hauptursache der Aggression
  • mögliche Folgen: Kontrollzwänge, Gewaltpotentiale und/oder krankhafter Ehrgeiz

Herstellung der Affektlosigkeit

  • Phasen völliger Affektlosigkeit: für die Mehrheit entlastend
  • spezifischer Mechanismus zur Angstabwehr neben der Umwandlung in Wut, dem Agieren (Angstkontrolle durch Selbst- und Fremdschädigung) und der Projektion
  • extreme Zustände (Selbstverletzung, schnelles Autofahren, exzessiver Drogenmissbrauch) → sich selbst spüren, Spannungen abzubauen, sich bestrafen, sich betäuben

Spezifische Ängste

  • Angst vor Nähe
  • Angst vor dem Alleinsein/Beziehungsverlust/Verlassenwerden
    • Angst vor Verlust eines sozialen Objekts
    • Angst vor Verlust der Liebe des Objekts
  • Angst vor Selbstverlust (Persönlichkeit, Identität, sich selbst)
  • Angst vor sich selbst: Kontrolle über eigene Phantasien, Bedürfnisse, problematische Gefühle zu verlieren
  • Angst vor struktureller Regression: den Ich-Status zu verlieren verlieren

Therapie

Psychotherapie


Medikation

  • kein Medikament zugelassen!
  • SSRI: kein Effekt!
  • unbedingt vermeiden:
    • Benzodiazepine
    • Polypharmakotherapie
  • Atypika:
    • Aripiprazol: off label, initial bis ausreichendes Selbstmanagement erreicht
    • Olanzapin kontraindiziert → Suizidalität ↑
  • Mood stabilizer:
    • Lamotrigin, Topiramat, Valproat (teratogen) → Wirksamkeit unklar
    • Sedierung nur initial wirksam