Psychodynamische Theorien: Unterschied zwischen den Versionen
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** infantile Entwicklung (Vulnerabilität, Traumatisierung) | ** infantile Entwicklung (strukturelle Vulnerabilität, Traumatisierung) | ||
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** Wahrnehmung, Denken, Handeln, Sprache, Motorik, Gedächtnis | ** Wahrnehmung, Denken, Handeln, Sprache, Motorik, Gedächtnis | ||
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** Entwicklung nicht aus dem Es, sondern aus '''Ich-Kernen''' (= Anlagen des Neugeborenen) | ** Entwicklung nicht aus dem Es, sondern aus '''Ich-Kernen''' (= Anlagen des Neugeborenen) | ||
** Träger des Bewusstseins | ** Träger des Bewusstseins | ||
** Ort der Fantasien, Vorstellung, Affektwahrnehmung, Affektregulation, Symbolisierung | ** Vermittler zwischen Innen/Außen, zwischen Instanzen (synthetische Funktion, '''Abwehrfunktion''') | ||
** Ort der Prüfung/Bewältigung der Realität, Unterscheidung Realität/Fantasie | ** Ort der Fantasien, Vorstellung, Affektwahrnehmung, '''Affektregulation''', Symbolisierung | ||
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** Ort der Selbstwahrnehmung und Selbstgefühl → psychische Repräsentanzen von Körperempfindungen | ** Ort der Selbstwahrnehmung und Selbstgefühl → psychische Repräsentanzen von Körperempfindungen | ||
** Ort der | ** Ort der internalisierten Objektbeziehungen = '''Beziehungsrepräsentanzen''' → Beziehungserwartung/-verhalten (teilweise durch Abwehr unbewusst) | ||
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* Aggression nicht angeborene Kraft, sondern Reaktion auf Kränkungen = Selbstwertdestabilisierungen | * Aggression nicht angeborene Kraft, sondern Reaktion auf Kränkungen = Selbstwertdestabilisierungen | ||
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** nicht bewusst machen der verdrängten aggressiven Strebungen (→ Symptom) | ** <u>nicht</u> bewusst machen der verdrängten aggressiven Strebungen (→ Symptom) | ||
** sondern Verständnis der verdrängten Kränkungen (= narzisstische Verwundungen → Symptom) | ** sondern Verständnis der verdrängten Kränkungen (= narzisstische Verwundungen → Symptom) | ||
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** orthodoxe Psychoanalyse: Objekt = Person/Gegenstand → Befriedigung einer Triebregung | ** orthodoxe Psychoanalyse: Objekt = Person/Gegenstand → Befriedigung einer Triebregung | ||
** Objektbeziehungstheorie: Objekt = reagierende Person → Emotion/Beziehung | ** Objektbeziehungstheorie: Objekt = reagierende Person → Emotion/Beziehung | ||
* Tendenz zur Aktualisierung früherer Objekterfahrungen | |||
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** Frustration → undifferenzierte negative Selbst-/Objektrepräsentanzen | ** Frustration → undifferenzierte negative Selbst-/Objektrepräsentanzen | ||
** Loslösung/Individuation → undifferenzierte negative und positive Selbst-/Objektrepräsentanzen, noch keine Integration → Spaltung | ** Loslösung/Individuation → undifferenzierte negative und positive Selbst-/Objektrepräsentanzen, noch keine Integration → Spaltung | ||
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* von (Freud) entweder (reale Traumtisierung) - oder (Trieb-Abwehr-Konflikte) | * von (Freud) '''entweder''' (reale Traumtisierung) - '''oder''' (Trieb-Abwehr-Konflikte) | ||
* zu sowohl - als auch | * zu '''sowohl - als auch''' | ||
* psychisches Trauma = Ereignis, das die Fähigkeit des Ichs überfodert | * psychisches Trauma = Ereignis, das die Fähigkeit des Ichs überfodert | ||
** '''Integration''' von Wahrnehmungen/Gedanken/Gefühlen | ** '''Integration''' von Wahrnehmungen/Gedanken/Gefühlen |
Version vom 10. April 2016, 22:39 Uhr
Neurose
- Gruppe von seelisch bedingten Krankheiten
- Symptome beruhen auf
- inneren unbewusten Konflikten
- Versuch, Symptomen einen Sinn zu geben (Konfliktlösung) und biograpisch zu verstehen
- Symptome → Audruck einer spezifischen Verarbeitung von Konflikten mit den primären Bezugspersonen in verschiedenen Entwicklungsstadien
- Struktur: Entwicklungsstörungen des Ichs, des Selbst oder der Objektbeziehungen
- psychischen Traumata
- inneren unbewusten Konflikten
- Abgrenzung Normalität - Neurose rein quantitativ
- allgemeine Neurosenlehre: Psychodynamik seelischer Vorgänge
- spezielle Neurosenlehre: Beschreibung einzelner Neuroseformen, z.B. Angstneurose, depressive Neurose
- Symptomneurose: Konfliktbewältigung verursacht Symptome → ich-dyston
- Charakterneurose: Konfliktbewältigung verursacht Verformung der Persönlichkeit (→ Persönlichkeitsstörung) → ich-synton
- Aktualneurose: Ursache nicht in Kindheit (Konflikte, Traumatisierungen), sondern aktuelle Veranlassung → kein analytisches Behandlungsverfahren erforderlich!
- Angstneurose
- Neurasthenie
- Hypochondrie
- Konzept der Desomatisierung/Resomatisierung (Max Schur, 1955):
- Entwicklung/Reifung als fortlaufender Prozess der Desomatisierung
- Resomatisierung = regressives Phänomen → direkte Umwandlung in körperliche Symptome → somatoforme Störungen
- Verlauf abhängig von
- infantile Entwicklung (strukturelle Vulnerabilität, Traumatisierung)
- Ich-Stärke
- sekundärer Krankheitsgewinn (= Konditionierung durch Zuwendung durch Partner, Gesellschaft)
- psychosoziale Abwehrformen (→ Stabilisation durch z.B. komplementäre Beziehungsmuster)
Krankheitslehre
- Entwicklungspsychologie
- Lehre vom Unbewussten (Struktur, Konflikte)
- Triebpsychologie
- Ich-Psychologie
- Selbstpsychologie
- Objektbeziehungspsychologie
Lehre vom Unbewussten
- Grundanahme der Psychoanalyse: Seelenleben im Wesentlichen unbewusst
- betrifft Handlungen, Haltungen und Muster der (emotionalen und kognitiven) Bewertung
- Unbewusstes - Vorbewusstes - Bewusstsein
- dynamisches Unbewusstes nur zu erkennen in
- neurotischen Symptomen
- Fehlhandlungen
- Träumen/Fantasien → Traumanalyse
- sich wiederholende Beziehungsmuster (Wiederholungszwang)
- Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmalen, die nicht willentlich gesteuert sind
- das Unbewusste → Primärvorgang
- Verdichtung, Verschiebung, Zeitlosigkeit, keine Logik, impulshaftes Handlen
- Lust-Unlust-Prinzip
- das Bewusstein (Vorbewusste) → Sekundärvorgang
- logisches und realitätsbezogenes Handeln
- Realitätsprinzip
Strukturmodell
- "seelischer Apparat"
- topographisches Modell: bewusst - vorbewusst - unbewusst
- Instanzenmodell: Es, Ich, Über-Ich → Konflikte
- Es:
- primäre Grundbedürfnisse (→ Trieblehre)
- unbewusst
- Ausgangspunkt aller Entwicklung → Suche nach Wegen der Triebbefriedigung
- alle körpernahen Wünsche
- Lustprinzip
- Ich:
- entsteht aus dem Triebapparat
- dient der Unlustvermeidung
- Sinnesfunktionen/Wahrnehmung
- Realitätsprinzip
- vermittelt zwischen basalen Bedürfnissen (Trieben), verinnerlichten Werten (Über-Ich) und den Anforderungen der Realität
- Über-ich:
- Gewissen, Selbstbeobachtung, Idealbildung → Zensor, Richter → Schuldgefühle, Minderwertigkeit
- z.T. unbewusst
- Ideal-Ich: ethisch-moralische Idealvorstellungen, verinnerlichte Werte und Normvorstellungen
- Es:
Trieblehre
- Mensch durch biologische Grundbedürfnisse bestimmt
- Triebe =
- hypothethische biologische Entitäten (nicht naturwissenschaftlich nachweisbar)
- somatischer Ursprung
- psychische Repräsentanz = Wünsche, Bedürfnisse, Affekte
- primärer Antrieb → Arbeitsanforderung für Ich und Über-Ich
- Ziel: Befriedigung = Aufhebung von Spannung
- benötigen Objekt (eigene/andere Person)
- seelischer Apparat → Wege der Triebbefriedigung finden = Überleben
- übergeordnete Konzepte:
- Sexualtrieb = Libido: Zuwendung, Kontakt, Zärtlichkeit, Sexualität → Bindung
- Aggressionstrieb = Destrudo: Verteidigung, Durchsetzung, Macht → Unterbrechung von Bindung
- (gegen sich selbst gerichtet: Todestrieb = Thanatos)
Ich-Psychologie
- autonome Ich-Funktionen =
- Wahrnehmung, Denken, Handeln, Sprache, Motorik, Gedächtnis
- Anpassungsleistung
- Automatisierung/Verinnerlichung der permanenten Anpassungsleistung (Abwehr)
- nicht aus Konflikten stammend, vom Triebapparat unabhängig
- teilweise unbewusst → Aufwandsersparnis/Automatisierung oder Abwehr
- Ich =
- Entwicklung nicht aus dem Es, sondern aus Ich-Kernen (= Anlagen des Neugeborenen)
- Träger des Bewusstseins
- Vermittler zwischen Innen/Außen, zwischen Instanzen (synthetische Funktion, Abwehrfunktion)
- Ort der Fantasien, Vorstellung, Affektwahrnehmung, Affektregulation, Symbolisierung
- Ort der Prüfung/Bewältigung der Realität, Unterscheidung Realität/Fantasie
- Ort der Selbstwahrnehmung und Selbstgefühl → psychische Repräsentanzen von Körperempfindungen
- Ort der internalisierten Objektbeziehungen = Beziehungsrepräsentanzen → Beziehungserwartung/-verhalten (teilweise durch Abwehr unbewusst)
Selbstpsychologie
- Ich = präreflexiv, intentional
- Selbst = reflexiv → Mentalisierung, enthält andere Instanzen (Ich, Über-Ich, Bedürfnisse)
- Narzissmustheorie/-behandlung:
- "gesunder" Narzissmus = starkes, lebensfähiges Selbst, will Fähigkeiten erweitern/Bedürfnisse befriedigen
- "pathologischer" Narzissmus = schwaches Selbst, Stabilisation durch Vortäuschung eigener Grandiosität → bei Misslingen → Depression
- Heinz Kohut: Selbstentwicklung unabhängig von Trieb- und Ich-Entwicklung
- erste Sinneseindrücke → Selbstvorstellungen → Selbstkern → Selbstwertgefühl
- unreifes Selbst (Kind) → Unfähigkeit der Unterscheidung zwischen Selbst und Objekt (spiegelnde Mutter) ⇒ Mutter = Selbstobjekt
- archaisches, grandioses Selbst → optimale Frustration → realistisches Selbst
- optimale Frustration = erträgliche Konfrontation mit Differenz Wunsch/Wirklichkeit → stufenweise/dosiert durch Selbstobjekt
- nicht optimal → Abspaltung von "traumatisierten" Selbstaspekten = Selbst-Fragmente = narzisstische Wunden → leichte Kränkbarkeit
- primäres Ziel: nicht Triebbefriedigung, sondern Erhaltung eines stabilen Selbstgefühls
- Aggression nicht angeborene Kraft, sondern Reaktion auf Kränkungen = Selbstwertdestabilisierungen
- Therapieziel:
- nicht bewusst machen der verdrängten aggressiven Strebungen (→ Symptom)
- sondern Verständnis der verdrängten Kränkungen (= narzisstische Verwundungen → Symptom)
Objektbeziehungspsychologie
- Paradigmenwechsel/Erweiterung der klassischen Triebtheorie → interpersonelle Wende (auch Selbstpsychologie)
- orthodoxe Psychoanalyse: Objekt = Person/Gegenstand → Befriedigung einer Triebregung
- Objektbeziehungstheorie: Objekt = reagierende Person → Emotion/Beziehung
- Tendenz zur Aktualisierung früherer Objekterfahrungen
- in der Hoffnung "diesmal wird alles anders"
- Gefühl von Vertrautheit, Sicherheit
britische Schule
- Melanie Klein, William Fairbairn, Donald Winnicott, Michael Balint
- innere Objekte:
- DD Objektrepräsentanzen: internalisierte reale infantile Erfahrungen mit primären Bezugspersonen
- Projektion angeborener Fantasien auf Objekt
- positive/negative Affektbesetzung → innere Konflikte → Projektion nach außen
- 2 Phasen:
- schizoid-paranoide Position: dualistische Triebtheorie (Libido/Aggressio bzw. Eros/Thanatos) → böse/gute Objektbilder (→ Spaltung, projektive Identifikation)
- depressive Position: Symbolisierung von Affekten → Überwindung der Spaltung
- Winnicott:
- Übergangsobjekte
- "ausreichend gute Mutter"
amerikanische Schule
- Margaret Mahler, Edith Jacobson, Erik Erikson, Otto Kernberg → Ich-Psychologie
Strukturpathologie
- Struktur = psychische Differenzierung
- Entwicklungsschritte 1.-4. LJ:
- ausreichend gute Mutter (Winnicott) → gutes Selbsterleben
- Frustration → undifferenzierte negative Selbst-/Objektrepräsentanzen
- Loslösung/Individuation → undifferenzierte negative und positive Selbst-/Objektrepräsentanzen, noch keine Integration → Spaltung
- bei Erreichen der Objektkonstanz → Differenzierung Selbst/Objekt → Integration negativer/positiver Aspekte von Selbst/Objekten
- über Identifikation/Internalisierung → reife Strukturen (Es, Ich, Über-ich)
- Entwicklungsleistung → Voraussetzung für reife Abwehr
- bei Mangelzuständen (Vernachlässigung, emotionale Ablehnung, Misshandlung) → chronische Überfoderung des Ich
- strukturelle Ich-Störung = frühe Störung = Borderline-Persönlichkeitsorganisation
- unzureichende Selbst-Objektdifferenzierung → fusionäre Objektbeziehungen
- unzureichende Ich-Differenzierung → Identitätsdiffusion
- unreife/frühe Abwehrmechanismen → Spaltung, projektive Identifikation
- mangelnde Realitätsprüfung, verzerrte Wahrnehmung
- siehe OPD-Achse IV
Trauma-Modell
- von (Freud) entweder (reale Traumtisierung) - oder (Trieb-Abwehr-Konflikte)
- zu sowohl - als auch
- psychisches Trauma = Ereignis, das die Fähigkeit des Ichs überfodert
- Integration von Wahrnehmungen/Gedanken/Gefühlen
- Aufrechterhaltung von Selbstkohärenz
- → Überflutung, überwältigende Angst, Hilflosigkeit, Ohnmacht
- → Zusammenbruch innerer tragender Obejtkbeziehungen
- sequentielle/kumulative Traumata