Dialektisch-Behaviorale Therapie

Aus psych-med

Zusammenfassung von http://de.wikipedia.org/wiki/Dialektisch-behaviorale_Therapie

Grundlagen

  • Marsha Linehan (USA)
  • für chronisch suizidale Borderline-Patientinnen
  • Elemente aus KVT, Gestalttherapie, Hypnose, Achtsamkeit
  • "dialektische Strategie" = Balance zwischen Akzeptanz und Veränderung → beides gleich wichtig
  • Bestandteile:
  • Hierarchisierung:
    1. suizidales Verhalten (→ Überleben) oder fremdgefährdendes Verhalten
    2. therapiezerstörendes Verhalten
    3. Verhalten, das zu Krisen führt → parasuizidales Verhalten (Selbstverletzung zur Hochspannungs-Regulation)
    4. Verhalten, das die Therapie gefährdet
    5. Verhalten, welches die Lebensqualität beeinträchtigt
    6. mangelnde Verhaltensfertigkeiten
  • Hilfs-Ich Funktion des Therapeuten:
    • Realitätsprüfung
    • Antizipation
    • Integration widersprüchlicher Selbst- und Objektrepräsentanzen
    • Ziel: angemessene Grenzsetzung, Entwicklung der Selbstdisziplin, Wertschätzung erreichter Fähigkeiten

Grundannahmen

  1. Borderline-Patienten versuchen, das Beste aus ihrer gegenwärtig verheerenden Situation zu machen. Jedes Verhalten der Patienten macht im subjektiven Kontext Sinn.
  2. Borderline-Patienten wollen sich verbessern
  3. Borderline-Patienten müssen sich stärker anstrengen, härter arbeiten und stärker motiviert sein, um sich zu verändern. Das ist ungerecht.
  4. Borderline-Patienten haben ihre Probleme in der Regel nicht alle selbst verursacht, sie müssen sie aber selbst lösen
  5. Das Leben suizidaler Borderline-Patienten ist so, wie es gegenwärtig gelebt wird, in der Regel unerträglich
  6. Borderline-Patienten müssen in fast allen relevanten Dimensionen neues Verhalten erlernen
  7. Patienten können in der DBT nicht versagen
  8. Therapeuten, die mit Borderline-Patienten arbeiten, brauchen Unterstützung

Bestandteile

Einzeltherapie

  • Gefahr: voreilige Therapieabbrüche, schwieriges Agieren, extremer Negativismus
  • Basis: Validierung, Transparenz, Psychoedukation, Commitment, Zieldefinition
  • "Commitment": Patient verpflichtet sich zur Mitarbeit und Einhaltung von Regeln und Abmachungen, Therapeut verpflichtet sich zur bestmöglichen Hilfestellung
  • Spannungsskala: 0-100 → wertungsfreie Einschätzung
  • Verhaltensanalysen (SORK-Schema): schriftlich, bei selbstschädigendem Verhalten zwingend
  • Zieldefinition: realistisch, erreichbar, kleine Schritte
  • Diary Cards = Tagebuchkarte → konsequentes Selbstmonitoring
    • suizidale Gedanken, Spannungszustände, Drogenkonsum, weitere dysfunktionale Verhaltensweisen
    • Skillsanwendung, positive Tagesereignisse

Fertigkeitentraining (in der Gruppe)

  • Stufenmodell:
  1. theoretisches Wissen
  2. individuelle Anpassung → Skillbox (Notfallskills), Skillketten
  3. Üben unter Nonstress-Bedingungen
  4. Anwendung bei Stress → Alternativverhalten
  • 5 Module:
Innere Achtsamkeit
  • Was-Fertigkeiten: Wahrnehmen, Beschreiben, Teilnehmen
  • Wie-Fertigkeiten: wirkungsvoll, konzentriert, nicht wertend = Akzeptanz
  • Ziele: angemessene Wahrnehmung, mehr Bewusstheit im Alltag, mehr Steuerungsmöglichkeiten über sich und Situation, Gefühle und Verstand in Einklang bringen
Stresstoleranz
  • Akzeptanz der Tatsache, in dem Moment im Stress zu sein. "Es ist, wie es ist"
  • bewusste Entscheidung für neuen Weg
  • Möglichkeit:
    • Abstand nehmen (innerlich einen Schritt zurück treten, z.B. Atemübungen, "leichtes Lächeln")
    • Achtsamkeit: "Das tun, was jetzt notwendig ist"
    • "Skills" im eigentlich Sinn: starker Sinnesreiz (sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen) zur Spannungsreduktion
  • Ziel: unangenehme Ereignisse und Gefühle zu ertragen, solange sich die Situation nicht verändern lässt ("Radikale Akzeptanz").
Emotionsregulation
Umgang mit Gefühlen
  • Gefühle erkennen, benennen, Bedeutung für eigenes Handeln begreifen → Gefühlsprotokolle
  • Gefühle = Signale → Orientierung
  • Fertigkeiten:
    • Radikale Akzeptanz
    • Stabilisierung = emotionale Verwundbarkeit verringern → ausreichend trinken, ausgewogen essen, genügend schlafen, keine Drogen/Alkohol
    • entgegengesetzt handeln → "Gefühl kleiner machen" → Selbstwirksamkeit vs. Selbstschädigung
    • "Emotions-Surfen": aufspringen und auslaufen lassen
Zwischenmenschliche Fertigkeiten
  • Beziehungen knüpfen und pflegen
  • Interaktionsdreieck: Situationsbezogene Abwägung zwischen Ziel, Beziehung und Selbstachtung
Selbstwert
  • Haltung zu sich selbst verbessern, auf sich achten, sich um sich selbst sorgen
  • Selbstwertquellen, Ressourcen nutzen → siehe Selbstwert
  • Glaubssätze überprüfen, Erarbeitung förderlicher Selbstaussagen, z. B. "Ich kann mir selbst vertrauen. Ich darf mich selbst achten. Ich bin es wert, geachtet zu werden. Ich bin berechtigt, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht."
  • Abbau zu starker Leistungs- oder Beziehungsorientierung
  • Ziel: Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens und Selbstakzeptanz

Telefonkontakt

  • Therapeutenkontakt in suizidalen Krisen oder bei Selbstverletzungsdruck
  • Erreichbarkeit individuell klären
  • Regeln: Verhaltensanalyse, Fertigkeiten anwenden

Intervision

  • regelmäßiger Austausch der Therapeuten

Weiterentwicklung