Geschichte
Aus psych-med
- seit Antike selbstverständlich Zusammenhang Psyche-Soma
- Platon: nicht nur Leib, sondern auch Seele behandeln
- 17. Jh René Descartes: "Körper von der Seele bewegt und Seele unter Einwirkung des Körpers" → methodischer Dualismus, Körper als Maschine
- magisches Heilen, Mesmerismus
- Romantische Medizin: Einheit von Seele und Natur
- William Cullen (Schottland) 1787 Neurose = nicht erklärbare Nervenkrankheit
- Schopenhauer/Nietzsche: unbewusster Wille zur Macht und Eros, ständige Täuschung anderer und unserer selbst, Schuld = nach innen geleitetet Aggression
- Beginn 19. Jh: Hypnose (Pierre Janet, Jean-Marie Charcot)
- Sigmund Freud (1856-1939): Psychoanalyse
- Ich = körperlich, vorsprachlich (Mutter-Kind-Beziehung)
- dynamisches Unbewusstes = Triebe → Konflikte → Scham/Schuld
- "Wo Es war,soll ich werden"
- seit Beginn 19. Jh: Naturwissenschaft dominant → Zurückdrängen der "Seele"
- Verhaltenstheorie → Empirie:
- Thorndike/Watson: Behaviorismus
- Pawlow: klassische Konditionierung
- B.F. Skinner: operante Konditionierung
- Bindungstheorie:
- Bowlby/Ainsworth:
- Primaten = Traglinge → angeborenes Bedürfnis nach sicherer Bindung
- mentale Arbeitsmodelle/Repräsentanzen von sicherer/unsicherer Bindung → Resilienz, Salutogenese, Mentalisierung
- "fremde Situation"
- Psychosomatik als Gegenbewegung zu dualistischer Sichtweise, 3 Traditionen:
- holistisch:
- jede Krankheit psychosoziale Aspekte
- nicht Krankheiten, sondern Kranke behandeln
- Psychosomatik kein Spezialfach, sondern Betrachtungsweise in allen Fachgebieten, Grundlagfach wie Anatomie, Physiologie (Thure von Uexkuell)
- "Warum wird dieser Mensch jetzt krank?"
- Weiss/English 1941 erstes Lehrbuch Psychosomatik: "nicht das Soma weniger, sondern die Psyche mehr studieren"
- subjektives Erleben stärken, internistische psychosomatische Medizin (Weizsäcker)
- ontologischer Monismus, aber erkenntnistheoretisch Doppelperspektive → Dilemma des Arztes:
- Kulturwissenschaften: Biographie, Subjektivität
- Naturwissenschaften: Gesetzmäßigkeiten des Körperlichen → lineare Ursache-Wirkungs-Beziehungen
- Arzt-Patient-Beziehung erforschen (Michael Balint)
- psychogenetisch/psychoanalytisch:
- Freud: pyschische Faktoren als Auslöser organischer Erkrankungen (Hysterie) → Konversionsmodell
- Franz Alexander 1950: "Holy Seven" = Ulcus ventriculi/duodeni, Asthma bronchiale, Rheumatoide Arthritis, Neurodermitis, Hypertonie, Hyperthyreose, Colitis ulcerosa/Morbus Crohn
- psychophysiologisch:
- Walter B. Cannon: "Stress"
- Hans Selye: Bewältigung von Belastungsanforderungen &rarr, Adaptation
- holistisch:
Nachkriegszeit in Deutschland
- 1950 psychotherapeutisch-psychosomatische Klinik Heidelberg (Viktor von Weizsäcker)
- 1957 Zusatzbezeichnung Psychotherapie
- 1967 Forschung von Annemarie Dührssen &rarr, Richtlinien-Psychotherapie: tiefenpsychologisch, analytisch; ab 1980 auch Verhaltenstherapie
- 1970 Approbationsordnung: bio-psycho-soziale Ausrichtung → Lehrstühle
- 1975 Enquete-Bericht der Bundesregierung: zweiteilige Versorgung psychiatrisch + psychotherapeutisch/psychosomatisch
- 1984 Psychosomatische Grundversorgung
- 1998 Psychotherapeutengesetzt, wissenschaftlicher Beirat
- 2003 Zusatzbezeichnung Psychoanalyse nur noch für Psych-Fachärzte
- 2005 DGPM
- dreistufiges Fortbildungskonzept:
- Psychosomatische Grundversorgung:
- Integration bio-psycho-soziale Faktoren
- 20h Theorie
- 30h verbale Intervention → Kommunikation
- 30h Balint-Gruppe → Arzt-Patient-Beziehung
- Zusatzbezeichnung Psychotherapie/Psychoanalyse
- gebietsbezogen
- Facharzt Psychotherapeutische Medizin → 2003 Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Definition: "Erkennung, Behandlung, Prävention und Rehabilitation von Krankheiten und Leidenszuständen, an deren Verursachung oder subjektiver Verarbeitung psychosoziale Faktoren und/oder körperlich-seelische Wechselwirkungen maßgeblich beteiligt sind"
- Erkrankungen nach ICD-10:
- Psychosomatische Krankheiten = somatische Erkrankungen mit psychosozialen Faktoren (→ Holy Seven)
- Somatopsychische Störungen = Krankheitsverarbeitungsstörungen (z.B. bei chron. Krankheiten)
- Somatoforme Störungen
- dissoziative bzw. Konversionsstörungen
- Störungen des Essverhaltens
- Reaktionen auf schwere Belastungen
- affektive Störungen, Angst-/Zwangsstörungen
- sexuelle Entwicklungs-/Identitätsstörungen
- artifizielle und Persönlichkeitsstörungen
- Behandlungsschwerpunkt:
- Psychotherapie Einzel/Paar/Gruppe
- Psychoedukation
- Psychopharmakologie
- Psychosomatische Grundversorgung:
- Psychiater → Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie/KJP